holy rainbow

So, noch ein bisschen heiliges Pfingstwunder nachstreuen, denn selbst wenn man an keinen Glauben gebunden ist, heißt das ja nicht, dass man prinzipiell für Wunder unempfänglich sein muss. Vielleicht sieht man sie auch manchmal ohne Glauben besser, sie sind ja überall, im transparenten Grünkäfer wie in der atemberaubenden Schönheit des (doppelten) Regenbogens. Es brauste und sauste unterwegs auch ein bisschen, als wir vom Besuch bei der neuen Wohnung der afghanischen  Familie kamen, mit der wir seit Jahren befreundet sind. Die Mutter und der Vater, stellte sich heraus, wollen auch unbedingt noch in diesem Leben nach Mekka, das kenne ich schon von Schafi, einem alten, muslimischen Freund von mir im indischen Dorf, der mir vermitteln konnte, wie lebensvollendend so eine Reise sein kann, wenn tiefste Erfüllung damit verbunden ist. Manchmal sieht die Umsetzung so eines Wunsches sehr, sehr unwahrscheinlich aus, obwohl es in Wirklichkeit vor allem um ein paar tausend Euro geht, 3000 Euro haben wir gerechnet, für zwei Personen mit allem Drum und Dran. Der Sohn der Familie allerdings findet das eine Verschwendung von Geld, das man, meint er, besser den Armen geben sollte. Diese Anregung hat er vom Vater seiner deutschen Freundin, der kraft seines Postens und Verdienstes so etwas bewerkstelligen kann und tatsächlich tut. Mustafa ist es auch, der sich einerseits von einigem ihm irrig scheinenden Gedankentum des Islam loseisen möchte, andrerseits uns tief überzeugt von einem Menschen erzählt, der schon tausend Jahre irgendwo auf der Erde lebt, bis seine Zeit gekommen ist, hervorzutreten, und, wir staunen, mit Jesus, der auch zurückgekehrt ist, gemeinsam etwas unternehmen wird, vermutlich als doppeltes Heils -und Friedensbringerteam hier endlich mal den Spuk um Ehren-Mord und Vaterlandstotschlag zu beenden. Man weiß es nicht. Und das ist auch gut so, wie Herr Wowereit mal in einem anderen Kontext als Schlusswort kundtat. Schön war, dass es allen am Tisch bei leckeren Blätterteigteilchen mit Furuzans eigenhändig kreirtem Syrup bedeckt, also allen gelang, das Glaubens-oder Nichtglaubenszeig in angemessener Schwebe zu halten und weiteren Themen Raum zu geben. Furuzans Mutter war vor Kurzem in Afghanistan an Krebs gestorben und hatte aus einer zweiten Ehe zwei stark behinderte Kinder zurückgelassen, einen Jungen und ein Mädchen, die allerdings schon Erwachsene sind, aber sich niemals im Leben selbstständig bewegen werden können. Daher tauchte die Frage auf, wie man sie hierher bekommt, und ob das überhaupt möglich sein wird. Derweil freuen wir uns, dass die Familie durch Furuzans Einsatz in eine schöne, große Wohnung gezogen ist und sich alle wohlfühlen, soweit es ihnen unter den Umständen möglich ist, wenn eine Rückkehr in die ursprüngliche Heimat nicht mehr als Wahl vorhanden ist. Manches wird in Farsi übersetzt, Vater und Mutter haben sich schwer getan mit Deutsch. Deutsch ist eine Sprache, die viele als schwer empfinden, vielleicht sollte man mit Poeten beginnen statt mit Grammatik. Schließlich ist ja der heilige Geist unterwegs, und wer rechtzeitig darauf vorbereitet ist, eine flammende Zunge zu empfangen, kann von mir aus herumaposteln oder einfach posten, wenn es was zu sagen gibt. Oder zurücktreten, wenn man sieht, was durch Posten alles angerichtet werden kann, aber natürlich nicht muss. Auf der Rückfahrt fuhren wir dann durch diesen Regenbogen wie durch ein großes, geräumiges Tor.

 

 


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