„Dir auch – Gottfried Benn

Dir auch – tauschen die Nächte
dich in ein dunkleres Du,
Psyche, strömende Rechte
schluchzend dem andern zu,
ist es auch ungeheuer
und du littest genug:
Liebe ist Wein im Feuer
aus dem Opferkrug.

selbst du beugst dich und jeder
meint, hier sei es vollbracht,
ach im Schattengeäder
flieht auch deine, die Nacht,
wohl den Lippen, den Händen
glühst du das reinste Licht,
doch die Träume vollenden
können wir nicht.

nur die Stunden, die Nächte,
wo dein Atem erwacht,
Psyche, strömende Rechte,
tiefe, tauschende Nacht,
ach es ist ungeheuer,
ach es ist nie genug
von deinem Wein im Feuer
aus dem Opferkrug.

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 Tatsächlich! Eine gewagte Satzzeichensetzung! Man würde es gerne als einen Fehler kennzeichnen, zB nach einem Punkt klein weiter zu schreiben, aber es hat seine eigene Logik, die leuchtet ein. Wie gut, dass es geistige Freiheit gibt. Was wären wir sonst gebunden an die ungefähre(Satz)Zeichen!
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