willkommen

Als ich heute früh an dieser Pfütze vorbeikam, in der sich die von mir so hoch geschätzte Architektur spiegelte, fiel mir auf, wie häufig diese Fenster in ein dahinter liegendes All auch in meinen Pinseleien vorkommen, wie Öffnungen die, egal aus welcher Situation und Befindlichkeit heraus, immer auch ins Freie führen, wenn auch nur als geistige Erweiterung innerhalb der menschlichen Fähigkeit, unsere Gedanken dahin zu führen, wo sie uns eher fördern statt schaden. Und ja, es gibt auch immer wieder die Einzelnen, die sich bewusst für dunkle Wege entscheiden und sie auch entlang gehen und durchführen, was ihnen ihr Geist eingibt. Aber ich denke, dass diese Menschen, immer in Hinblick auf das agierende Bewusstsein, genau so selten und obskur sind wie die sogenannten „Erleuchteten“. Nun habe ich in Indien so eine Spannweite an unterschiedlichen Bewusstseinsebenen und Variationen des Menschseins erleben dürfen, sodass ich mich manchmal vor dem großen Nichts und dem Alles verneige. Natürlich bin ich eine Fremde in fremdem Land, das war für mich auch nichts Neues. Ich finde es angebracht angesichts des ungelösten Rätsels unseres Aufenthaltes hier, immer eine Spur von bewusster Fremdheit in sich zu beherbergen. Schließlich sind wir auch Raumdurchquerende auf einem großen Schiff, und die Ganzheit des Vorgangs kann nur ein Mensch erfassen, der sich ganz klar darüber ist, dass es nicht zu erfassen ist. Und warum sollte dieses Mysterium keines bleiben? Die Zerpflückung, der wir uns manchmal verpflichtet fühlen, hat ihre Grenzen und stößt eben genau an diese Grenze, die es verhindert, die Einheit des Vorgangs wahrzunehmen. Und wenn zum Planetenbewohner und zur Planetenbewohnerin die Liebe kommt, auf welche Weise auch immer, dann ist der Wanderweg hochgradig begünstigt. Den Augen, durch die die Liebe atmet, kommt ja nicht automatisch alles schön und passend vor, sondern dieser Blick aktiviert im Inneren eine Bereitschaft, den Dingen so zu begegnen, wie sie sind, und nicht, was ich persönlich an ihnen sehe oder von ihnen möchte. Als ich hier in diesem Dorf vor vielen Jahren ankam, war der Eindruck dieses vorgefundenen Lebens so beseligend für mich, dass ich meinen ganzen Besitz und mein damaliges, mit Schätzen angefülltes Haus in Kathmandu aufgeben konnte durch einen Zettel an Freunde, die gerade ein Haus suchten, und mit ein paar (schönen) Habseligkeiten in mein neues Leben einsank und mich jahrelang darin vertiefte. Dadurch habe ich auch gelernt, dass ein vollständiges Einlassen eine der Möglichkeiten bietet, gerade durch dieses Einlassen wieder zu eigener Freiheit zu gelangen. Ich darf mich nur nicht aus den Augen verlieren, das kann sehr schädlich sein, manchmal auch tödlich. Heute wurde ich in einer Mail gefragt, was meiner Meinung nach der Unterschied sei zwischen der Raumschiff Enterprise Crew und Data, dem Computer. Ich erinnerte mich, dass Data Schwierigkeiten hatte, Humor zu verstehen, wohl, weil die Quelle des Humors die Liebe ist. Das kann verdammt lange dauern, bis wir verstehen, dass nur die Liebe uns entbinden kann von der Blindheit, alles getrennt zu sehen, so wesentlich auch immer die persönliche und individuelle Wahrnehmung sein mag, da auch sie die Quelle der Liebe ist. Das erinnert mich an die Süßigkeit, die in diesem Fest rauschhaft verteilt wird: Sesamkörner in Rohrzucker. Erst gestern habe ich erfahren, dass ja, Sesam allein immer gut ist, und Rohrzucker auch, aber, wenn die beiden zusammengefügt werden, außerordentlich gesundheitsfördernde Eigenschaften entwickelt werden (u.a. sollen Magnesium und Calcium  drin sein und vieles mehr), sodass diese Süßigkeit an alle, die es sich sonst nicht leisten können, verteilt wird, damit sie teilhaben können an dieser Wirkung. Es ist eine Wintersüßigkeit. (Die Sesamkörner werden separat in einem Topf 5 Minuten angeheizt, der Rohrzucker separat flüssig gemacht, dann nach Abkühlung zusammen gebracht und je nach Wunsch geformt, z.B. in Kugeln). Kann eine Kultur, aus der heraus man nicht geboren ist, jemals eine Heimat sein? Ja, sie kann. Alle Kulturen sind ja nur ein kleiner Teil der Planeten-Heimat. Mir persönlich wäre wichtig, dass alle an eienm Ort leben können, wo sie willkommen sind.

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert