Tanzender Shiva

Das Bild des tanzenden Shiva habe ich mitgebracht, schließlich ist die Statue auch schon ein paar Jahrhunderte alt und wenn er tanzt, wackelt nicht nur Indien. D a s als Einleitung zu dem immer noch lebendigen Mythos Indien. Die junge indische Frau, die neben mir im Flugzeug sitzt, fragt mich erstaunt, warum ich immer noch nach Indien komme. Sie lebt (allein) in Singapur, arbeitet im Advertisement Business und besucht ihre Familie in Jaipur. Das Buch auf ihrem Schoß ist von Devdutt Pattanaik und trägt den einprägsamen Titel „The pregnant king“, also „Der schwangere König“. Der Autor ist berühmt für seine neuen Interpretationen alter indischer Schriften.  Für eine Antwort auf ihre Frage an mich muss ich mir was einfallen lassen. Die indischen Freunde, klar, die es selten nach Deutschland schaffen, obwohl sie alle wollen. Aber das andere, das Etwas, worum es immer und letztendlich geht bei allem, was einen berühren kann, das muss ich immer neu erfassen. So verwandelt sich alles, kaum gelandet, in eine bestimmte Vertrautheit, die mit Gutem oder Schönem erstmal nichts zu tun hat. Es ist warm, ich warte auf den Taxidriver, den eine Freundin mir zum Flughafen schickt. Als ich mich schon nach einer anderen Variante umsehen will, ruft es begeistert: Kalima! Ajay, der Driver. Ich kenne ihn nicht, aber er ist ein Devotee von Kali und kann sich gar nicht mehr einkriegen vor Freude, dass er in seinem neuen Karren als erste Kundin seine Lieblingsgottheit in der Hülse einer deutschen Touristin von Gott persönlich arrangiert bekommt, daher bittet er mich um Segen für seine weiteren Pläne. Auf meine Frage, schon unterwegs, nach Familie und Kindern kommt heraus, dass eine Frau schon zwei Mal sein Herz gebrochen hat, und nun hat er kein Vertrauen mehr und will auch nicht heiraten. Draußen: Endloser Staub, die ersten herumtrabenden Kühe, schwere Laster,  deren Fahrer der Taximann fürchtet wegen ihrem hohen Alkoholkonsum. Aber, o endloser Strom der Wunder, kommen wir heil und sicher an und ich lebe die ersten Tage in einer Art Verborgenheit bei Freunden, bis Jetlag und Umstellung sich ebnen und die ersten indischen Gerichte genossen sind. Indien! Chaos und Ordnung auf höchster Ebene!

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