rufen

Wann oder wieso ruft einen etwas? Wann merkt man, dass man an Bücherschränken entlanghuscht und wissen will, was drinsteht. Einmal in meiner Schulzeit musste meine Mutter ihre häufige Abwesenheit unterbrechen und in das damalige Gymnasium kommen und anhören, wie ich öfters andere Bücher als Schulbücher lesend erwischt wurde. Sie fand das verständlich, dass man sich in der Schule auch langweilen konnte. Dann verschwand sie wieder auf ihrer Bahn, aber ich hatte auch freie Bahn, was ich mit meiner verfügbaren Zeit anfangen wollte. Nicht jedem Kind tut dasselbe gut. Später fiel mir ein Buch von Khalil Gibran in die Hände, in der er daran erinnert, dass einem als Eltern die Kinder nicht gehören, sondern sie gehören sich selbst, und dass am besten ist, man schaut ihnen einfach interessiert zu, wie sie sind und wer. In Gesellschaften werden oft Ordnungen, die einmal vielen einleuchteten, fast unbemerkt zu schrecklichen Zwängen. So können viele Inderinnen aus Gründen des Kastensystems nicht arbeiten gehen, was sogar ihre Ehemänner manchmal bedauern, da sie unter dem Stress der Alleinverdiener leben. Auch gibt es meistens dort keine Frage, ob geheiratet wird oder nicht, das ist gar keine Frage. So ranken sich viele beruflichen Wunschgestaltungen durch die Geister, dann kommt die Heirat, der Mann kommt erst richtig in Sich-Verkörperungsfahrt, die Frau kommt ziemlich schnell unter Mutterwerdzwang. Es geht ja nicht um ein Für oder Wider gegen irgendwas, sondern z.B. um die Frage, warum so viele Menschen ihr Dasein als schwerwiegend und bedrückend empfinden (müssen), weil ihnen u.a. schwere und von Anderen als Normalitäten empfundene Ideen auferlegt wurden, für die sie gar nicht geeignet sind. Wie findet ein Mensch heraus, wofür er oder sie geeignet ist. Ich meine, dieses Leben hat die Besonderheit, sich in sehr unterschiedlichen Zeiträumen und zeitlichen Wahrnehmungen zu bewegen, aber Fakt ist, von welchem Standpunkt aus auch immer, dass die (III oder IV) Akte des Dramas vorüberziehen und sich der eigenen Regie gemäß entwickeln. Wer führt Regie? Wer hat gelernt von irgendwem, wie man sich den Verführungen gegenüber offen, aber souverän verhält. Wer wurde im tiefen Nachdenken über das, was ich mit meinem Leben anfangen will, unterstützt und gefördert. Es ist ja meist sehr spät, bis man die Sachen, die einem widerfahren sind, etwas genauer begreift. Wo man ein Glückskeks war, und wo ein gebrandmarkter Feuerdrache.  Nun ist heutzutage allerdings auch eine Zauberkiste aufgesprungen, und die Verfügbarkeit alles Ersehnten verhältnismäßig groß. Nur, wer hat beigebracht, wie man eine gute Entscheidung fällt, und welcher Fisch aus dem großen Teich ist geeignet für mein System. (Ich sollte keine Bespiele mit Fischen machen, da ich sie weder esse noch toll finde, wie man sie fängt.  Doch wo fangen Morallatten an und wo hören sie auf).  Also: wann und wo habe ich Freiräume erschaffen, um d e m lauschen zu können, was mich ruft. Ob meine Spur mir entspricht. Ob ich mich selbst bin, oder ob ich mich nur begleite.

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