Bavaria

Den schwarzen Balken rechts von der Bavaria habe ich stehen lassen als mein eigener, schwarzer Schicksalsbalken, der mich mit Bayern verbunden hat. Dort bin ich früher in menschliche Fallen verstrickt worden, für die ich noch nicht den notwendigen Durchblick hatte, oder die Vorsicht, oder die Einsicht in die Realität solcher Fallstricke. Als ich einmal aus meinem damaligen Leben in Kathmandu  zu einer Erbshaftsklärung gerufen wurde, lief ich kurz vor meiner Abreise in ein Auto und lag neun Monate im Krankenhaus mit gebrochenen Beinen, der linke ein Trümmerbruch. Ich hatte Glück im Unglück, wie man so passend sagt, und eines Tages konnte ich wieder gehen. Wir haben auch Freunde in München , zu denen wir zu zweit morgen unterwegs sind. Wegen aufreibenden Träumen musste ich an all diese Vorkommnisse denken. Als ich, auch in einem Damals, meinen ersten LSD-Trip nahm und bereits informiert darüber war von den begleitenden Experten, wie gefährlich ein bestimmter Moment sein konnte, in dem sich eine Kammer öffnet, die sonst dem Bewusstsein nicht zugänglich ist, da kamen bei mir eine bestimmte Sorte von Bayern aus der Kammer hervor, laute und grobe Menschen mit Lederhosen und Bierkrügen, und unter den Lederhosen schwarze SS-Stiefel. Etwas an dem Bayrischen hat die Kraft, meine Urängste hervorzulocken. Ich fürchte den Wams und den Gamsbart am Filzhut. Ich hatte einen schwerreichen Onkel, dem eine halbe Kleinstadt im Allgäu käse-und milchmäßig gehörte, vor dem ich mich auch gefürchtet habe. Er hatte was von Horst Seehofer, und es ist dieses Lächeln, das mich gruseln und dem ich nicht trauen kann, weil ich hinter dem Gezeigten einen ganz anderen Blick erspüre. Ein Lächeln, das nicht gemeint ist als solches, sondern eine Waffe, mit dem man zu demütigen gelernt hat. Allerdings hat das Grauen, das mich manchmal in Bayern ergreift, seine Wurzel in dem Berlin, in dem ich geboren bin. Es ist das Kostüm, in das ich das Abgründige kleide, eine Form von Faschismus und Menschenverachtung, die im deutschen Wesen sein Trauma gefunden hat. Gut, dass es nochmal aufgetaucht ist, denn ich möchte bei diesem Besuch eine Bereitschaft zu frischem Blick haben und werde erst im Dann sehen, ob es mir gelingt oder nicht.

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