Im Bild sieht man Shiva als Nataraj, den kosmischen Tänzer. Es ist eine verifizierte Figur aus dem 14. Jahrhundert und kam zu uns aus dem Besitz unseres einstigen  Hauseigentümers, eines großherzigen Gönners und Sammlers kostbarer Schönheiten. Gestern wurde ich durch einen Blick auf den tanzenden Schatten angezogen, der seinem Namen alle Ehre macht. Auch ist im Hintergrundsbild der starre Umkreis durchbrochen, und letzendlich tanzt hier vor allem das Schattenbildnis. Da ich mich jahrzehntelang im indischen Denken und Sein aufgehalten habe, kann ich mich nun erfreuen an meinem eigenen Lächeln, was Gott und Götter und ihre tanzenden Schatten betrifft. Auch meine Betroffenheiten habe ich weitgehend hinter mir gelassen darüber, was ich alles in der Lage war, für lebendiges Wissen zu halten. Und bin trotzdem erfreut, dass ich es erleben durfte, dass sie (die Götter als Prinzipien) meine vertikale Richtung so exzellent unterstützen konnten, denn auch heute noch bin ich überzeugt, dass man erst einmal durch irgendeinen eingeschlagenen Weg aus sich heraus muss, bevor man eines Tages, wenn man dann noch da ist, zum ureigenen Weg zurückkehren  will und muss. Runter von den kühlen Berggipfeln und den Ekstasen der Einsamkeit. Und ob nun Nietzsche als Zarathustra mit seinem Adler den Berg herunter muss oder ein kontemplierender Philosoph, der den eisigen Wind eines Intellektes als eine Gefahr erkennt, die nur durch menschliches Sein und Handeln gebannt werden kann, es ist derselbe Sprung vom vermeintlichen Oben zurück auf den Staub der Straße, oder wie man es nennen möchte. Denn jeder nennt es anders, obwohl Äther und Staub in der Erfahrungswelt sich oft ähneln, so auch die Straßen und ihre Hinweisschilder, die einem die Ziele nicht nur vorgaukeln, sondern nur darin erschrecken können, dass es bei Ankunft immer weitere Schilder und Hinweise gibt, sodass man sein Leben im scheinbar geordneten Verkehr für abgerundet halten könnte, würde nicht der unruhige und aufgeschlossene Geist weiterdrängen, als wüsste er, wohin. In diesem Rahmen und Kontext ist Einhalten gut an einem Ort, wo dieser Zustand geschätzt wird und seine eigenen Herausforderungen zu Tage bringen kann. Denn hier geht es viel um innere Verdunkelungen und Fallstricke und praktische Tipps, wie man am besten durchkommt durch das Labyrinth der eigenen Webstuhlmuster, an denen man so hart gearbeitet hat. Ich bin’s, ich bin’s, ich bin die Weberin. Das muss mal sein, dass man ichmäßig jauchzt über die eigene Anwesenheit und den persönlichen Aufenthalt, bis auch das seine tanzenden Schatten zeigt, und man lernt, im Wirbelsturm innerer und äußerer Vorkommen das Steuer nicht mehr herumreißen zu müssen, sondern eher gelassen an den nun sichtbar gewordenen Eisspitzen vorbeinavigieren gelernt hat. Nie ist alles getan, und ein Ende gibt es nicht. Eines Tages ist man selbst nicht mehr am Rad, aber weiter geht es doch, ein wahrlich herzverstörener Fakt. Wenn allet weiter jeht, nur icke nich! Das dauert lange, bis man die Klarheit erworben hat, damit umzugehen. Am liebsten möchte man ja tanzend und freien Gemütes in die Feuerflammen steigen, und dann als Phönix prachtvoll aufsteigen, ächz, stöhn und kicher, ein langer Weg, da wollen wir uns nichts mehr vormachen. Wenn ich hier abrupt in (m) ein kosmisches Amt überwechsle, so deshalb, weil es mich erinnert, dass Kali, hier als Consorteuse des Schattentänzers, dafür verantwortlich ist, Illusionen zu zerstören, vor allem aber die eigenen, auch wenn ich das Wort „zerstören“ nicht so günstig finde. Wir bewegen uns ja notgedrungenerweise oft in Translationen, und so meine ich, dass es gut ist, das eigene Illusionspotential gründlich und leidenschaftlich zu durchforschen, und auch wenn am Ende (welches immer auch ein Anfang ist), dann ziemlich wenig übrig zu bleiben scheint, von dem man ausgehen kann als  Wahrheitsnektartrunk, dennoch zum Wohl und Prost!, da findet sich gar kein Bedauern, denn auf einmal sieht man, dass alles da ist, wirklich da ist, und vor allem die Wärme des inneren Stromes im kreativen Vorgang des Miteinanderseins. Die Einzelnen frei und dennoch geborgen im Gemeinsamen Da gibt’s eben keinen, der von oben herabschaut und sich Notizen macht.

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