missbrauchen

Es würde mir nicht einfallen, ein Bild zum Text zu malen. Manchmal korrespondiert was, manchmal entscheide ich mich für einen Ausschnitt. Das muss immer auch aus sich selbst heraus leben können, muss unabhängig voneinander sein können. Allerdings: wenn ich es befrage, wird es mir Antwort geben, die wiederum von meinem Wortschatz oder meiner Beobachtungsgabe abhängt,  insofern wird es schwerer, mich von meinem eigenen Ausdruck zu lösen. Aber da warten ja ab und an auch  Überraschungen auf einen. Zum Beispiel auf diesem Bild, als ich vor einigen Minuten das halbe Gesicht eines jungen Mannes entdeckt habe, das man waagrecht sehen muss, und das gleichzeitig der Oberkörper des da sitzenden Mannes ist. (Ja?) Diese als solches jetzt gesehene Figur hat mich an einen Beitrag der Kurznachrichten erinnert heute früh, nämlich dass, diesmal in Amerika, wieder herauskam, dass katholische Priester über Jahre hinweg Jugendliche und Kinder missbraucht haben, das macht über die Jahre hin mit all den anderen Nachrichten darüber in anderen Ländern, das macht eine Menge Kinder und Jugendliche, die von Erwachsenen missbraucht wurden und werden. Ich kenne das persönlich aus unzähligen Geschichten, die aus den mir bekannten indischen Familien kamen, auch da eine grenzenlose Ohnmacht dem ganzen Erleben gegenüber, und der zwanghafte Schutz dessen, was sich schon zu lange als fauler Kern gezeigt hat. Wenn sich das Ganze um sich herumdreht und die Ausnahmen zur akzeptierten Regel werden und alle mitspielen, weil es nur noch um die Erhaltung des Machtgefüges geht, da hebe ich gerne mutterseelenallein am Computer das innere Glöckchen und ergreife danach vielleicht noch den Auktionshammer und sage adieu zu den Religionen und den anderen Formationen, in denen schon lange etwas den Geist aufgegeben hat, wohl wissend, dass meine Worte keine Bremse sind für irgend jemanden, sondern eine klare Weiche für mich selbst. Ich könnte nachschaudern in Gedenken an alles, was ich auf meinem Wege für möglich hielt, ich meine jetzt speziell die Bereitschaft, einem Gott die Zügel meines Schicksals in seine Ungewissheit zu legen. Da gehe ich doch lieber direkt in meine eigene Ungewissheit und sehe mich dort um. Auf meinen Bildern sehe ich noch immer Geister und Götter durch die Schwaden des Erzeugten ziehen. Mich erschreckt nicht das Unheimliche am Ungewissen, sondern mich erschreckt eher das Offensichtliche am Gewissen. Im universellen Geschehen bewegen sich Tod und Leben als derselbe  Atemzug. Dazwischen die ganzen Ebenen in unendlicher Ausdehnung. Und zurück zu den notwendigen Erschütterungen, die durch die Handlungsweisen der Wesen geschehen und dem Drama Höhe und Tiefe geben. Das ändert nichts an der Tatsache, dass da draußen eine furchterregende Dunkelzifferzahl von  missbrauchten Kindern und Erwachsenen herumlaufen. Man staunt manchmal, dass es auf der Erde als Menschen vor allem Männer, Frauen und Kinder gibt. Ein kleiner, überschaubarer Baustein, möchte man meinen.

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert