religiös

Es ist ja auch nicht so, dass an den Wochenenden nur eingekauft und rasengemäht wird, nein, viele Wochenden bieten sich an für Zusammensein mit wem auch immer, und höchste Wachsamkeit ist geboten, damit etwas, was man sich vorher nicht ausmalen kann, auch gelingt. Allerdings ist auch „gelingen“ für jeden anders. Welches Kind erinnert sich nicht an Orte und Häuser, wo es selbst niemals  freiwillig hingegangen wäre, und wo von einem erwartet wurde, jemand zu sein, der man nicht war. Kinder sind die noch arglosen Schöpfer der Welt, kreativ auf der ganzen Skala, und auf gesunde Weise noch in der Lage, wieder zu zerstören, was aufgebaut ist.Wir brauchen Diskrepanzen und Widerstände und Widersprüche, damit das ganze vorhandene Orchester sich zeigen kann, von der Querflöte über den Paukenschlag bis zur Violine undsoweiter. Ich schaue mir also zur Zeit meine Bilder an und frage mich, was ich sehe, und was es mit mir zu tun hat. Und kann ich auch etwas erzeugen, was mit mir nichts zu tun hat. Oder dass es zum Beispiel heraustritt und  mir nichts sagt? Oft habe ich ja auch gar nicht gefragt, was es da macht, und obwohl ich es erzeugt habe, muss ich es fragen, was es da macht und wer es ist, und ob ich in diesem Blick etwas erkennen kann, was mich anspricht. Von der Verantwortung des Erschienenen kann ich mich erst einmal nicht trennen. Ist der erzeugte Zustand, mit welchen Mitteln auch immer, spürbar, dann ist es letztendlich freigegeben für die jeweilige Sicht. So habe ich heute während des Frühstücks die Anwesenden gebeten, mir eine kurze Mitteilung zu formulieren, was auf dem Bild gesehen wird. Mir selbst hatte ich auch schon mitgeteilt, was ich darin sehe. So wurde die Figur in der Mitte einmal gesehen als eine Mutter, die dabei ist, ihr Kind zu retten, und dass das Bild etwas Religiöses hat. Dann sah jemand in der Figur gleichzeitig einen Mann und eine Frau, dann, das Bild klärend, einen Mann mit Sari, das heilige Kind auf dem Arm. Ein bisschen wie das Wandeln im Garten Eden, aber auch links unten im Bild die dunkle Silhouette eines Engels. Die dritte beschreibende Person sah das Bild in der Antike angelegt und in der Mitte eine Königin, die mit dem Säugling auf dem Arm in die Ferne schaut, wo ein ungewisser Krieg tobt. Auch sind schon Friedenssymbole sichtbar, aber dre Kampf ist noch nicht gewonnen. Ich selbst hatte mich eindeutig entschieden, einen korpulenten Brahmanenpriester mit einem von Erotik-Phantasien ermüdeten Blick zu sehen, seine Lieblingskatze durch die kühlen Tempelhallen tragend, geplagt von allerlei religiösen Phantasien. In der Tat musste ich mich zwingen, die Gestalt als Mutter zu sehen, da sie für mich etwas Transsexuelles hatte. Auch war ich froh, dieses Mal kein Baby zu wählen, sondern ein anderes Wesen, eine andere Kreatur. Das finde ich wichtig, auch dass Kindern so früh wie möglich beigebracht wird, dass man z.B. Tiere weder quälen noch essen muss, um gesund zu leben. Deswegen gehe ich nicht samstags an die Bio-Ecke der Supermärkte, weil ich danach nicht vorbeigehen kann an den überladenen Einkaufskörben, denn ich will es nicht sehen, was man für billig und normal hält. So kann alles Erdachte auch praktisch enden.

 

 


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