sagbar

Nein, ich weiß nicht, wer das ist auf meinen Bildern. Es hängt, so wie ich arbeite, von vielen hochkonzentrierten Momenten ab, um das Unsagbare in eine Form zu bringen. Es ist ja sagbar, aber erst, wenn es sichtbar wird. Selbst dann ist noch nichts klar. Was soll denn klar werden? Woher stammen die Gestalten, die hervortreten? Ich sehe da manchmal schon auch eine Ähnlichkeit, als seien sie aus dem selben Stein gehauen, oder würden sich im selben Strom bewegen. Aber ich kann jetzt auch nicht mit Bestimmtheit sagen, dass ich sie kenne, obwohl sie zweifellos durch meine Hand entstehen. Auch gefällt mir gerade das Fremde an ihnen. Sie haben eine vertraute Fremdheit, die mit mir korrespondiert. Sie sind auch ihrer Beschaffenheit nach kulturell nicht sehr gebunden, obwohl man eher orientalische Gassen vermutet,  und zeigen sozusagen sich selbst als jemanden, der oder die jederzeit da sein könnte. Ich denke an sie und ihre Persönlichkeit, wenn sie hervor kommen. Manchmal kann ich unterwegs noch das Geschlecht wechseln. Es scheinen auch, fällt mir gerade auf, gleichermaßen Frauen wie Männer aufzutauchen. Auch Kinder. Wenn die Kinder auf meinen Bildern sehr klein sind, schaue ich mir das Bild in dieser Hinsicht genauer an. Es hat mich verblüfft, wie intensiv ein Kinderblick sich gestalten kann mit sehr vorsichtig angebrachten Punkten als Augen, für deren Blick man Verantwortung spürt, denn sie setzen den Ton für das Ganze. Immer geht es um Leben oder Tod. Manchmal kann man sich bei etwas zuschauen, was derart nicht stimmt, dass man eine Entscheidung treffen muss. Einmal war da ein Blatt vor mir, auf dem ich einige unstimmige Striche hervorgebracht hatte, die mir jetzt noch den Schauder einjagen. Dann, nach einer spontanen Entscheidung, das Blatt schweren Herzens in den Papierkorb zu tun, habe ich es dann doch nochmal herausgefischt, um das schier Unmögliche möglich zu machen. Ich muss sagen, dass ich doch überrascht war, dass mir dabei kein Übertünchen weiter geholfen hat, sondern ich musste die ganze Schöpfungsmaschinerie nochmal in Bewegung setzen für eine Neugestaltung, die als Basis den Schmerzpunkt hatte. Vielmehr: das Grauen. So kann man sich glücklich schätzen, wenn man nicht entrinnen kann, wo man selbst freiwillig nicht hingegangen wäre.  Aber war es nicht gerade der freie Wille, der entschieden hat: so und nicht anders will ich mit dem mir als nichtgelungen Vorkommenden umgehen, und nicht wie du das Schnell-weggeworfen-Gehättete. Das drückt auch nicht unbedingt eine gespaltene Persönlichkeit aus, die nicht weiß, was die andere Hand tut, nein, es ist bestenfalls eine Art Dialog, in dem gerne hingehört wird, was die andere Seite sagt, wissend , dass hier keine Trennung vorliegt, sondern eher eine Ausgleichung. Hier tritt für jede/n in jedem Nu, mit oder ohne Pinsel, eine neue Schöpfung hervor.

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert