week-end

Es ist tatsächlich wahr, dass man selbst aus verhältnismäßig kurzen Besuchen oder Ausflügen oder anderen Unternehmungen bereichert zurückkommen kann. Bei einer Wochenendreise zu Freunden in zwei Städten (Frankfurt und Heidelberg), die wegen der räumlichen Nähe beide gut zu verbinden waren, stellte sich heraus, dass alle Beteiligten dieses wochenendlangen Austausches längere Zeit in Indien verbracht hatten, auf jeden Fall tief mit Indien verbunden waren. Tief genug, um zusammen zu trauern über die Entwicklungen dort, die wir als schmerzlich erfahren, wenn wir zu denen gehören, die noch am letzten Zipfel der indischen Hochkultur, die uns als das Beste unter den Bewohnern des Menschseins vorkam, teilweise Teil nehmen konnten. Alles von totaler Anarchie bis zu hohen Ordnungen war erfahrbar, und das Klima und die Atmosphäre günstig für WeltenwanderInnen, die bereit waren für Instruktionen, wie man nach innen kommt, da wieder mal Gerüchte sich breitmachten über die uralte Weisheit des Orients. Das ist nun alles Jahre her, und unsere Gespräche über Indien sind respektvoll, aber auch sehr kritisch. Wir aus dem Westen hatten uns (nicht alle, aber viele), dem Anspruch dieses vedischen Geistes, den ich jetzt einfach mal so nenne im Sinne von lebendig, auf die eine oder andere Weise gewidmet. Viel gelesen und viel gelernt, auch irgendwann, das ist das Wesentliche, unsere eigenen, westlichen Seins-und Denkweisen wieder schätzen gelernt. Dann eine gute, individuelle Ausgleichung gefunden zwischen der einen und der anderen Kultur, von beiden das Beste aufgenommen und verinnerlicht, und mit tiefer Dankbarkeit erfüllt. Früher wollte ich die beiden Kontinente immer wieder zusammenfügen zu einer Einheit, das geht ja eh nur innerlich, und da kann man sie auch schätzen für ihre Einzigartigkeit einerseits, und andrerseits ihren verblüffend gleichartigen Kern, unterschiedlich erscheinend mit Kostümen. Wer sich auf beiden Seiten einlassen konnte und kann, dh, dass das Herz zu etwas aufblüht, vielleicht die Sprache oder das Wissen oder das Lächeln der Menschen in den Ländern, sodass es einfach wird, beides zur Verfügung zu haben, wenn es angemessen ist, aber auch nicht mehr gebunden zu sein an ein kulturelles Grundverhalten. Auf unserer westlichen Seite wurden dann neue und alte Wege gefunden, das Erlebte auszudrücken, und, wie man sieht, ist auch der vorletzte Gartenzwerg von einem meditierenden Buddha ersetzt worden, ohne, dass es viel Aufsehen erregte. So vieles läuft an Unvorstellbarem ab, weil ständig alles fließt und sich verändert. Überall ist alles zu haben. Deswegen ist es schön, wie bei dieser Reise, wenn man bei  Freunden landet und gute Gespräche führen kann, die auch hier und da beinhalten, dass es uns gelungen ist, Leben zu erschaffen, mit oder ohne Kinder, die uns selbst tiefpersönlich entsprechen und sich doch so gut verbinden lassen gerade durch seine vielfältigen Erscheinungsformen. Auch fiel mir auf der Reise auf, dass die ganze Welt überall unterwegs ist, sodass man ganz einfach nur darauf achten muss, wo man selbst unterwegs ist, und wie, und mit wem.
Das Photo zeigt eines der Gästebetten in Heidelberg, über dem ein gemaltes Bild meines indischen Dorfes hängt.

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