erzählen

Dieses spontan dramatisch inszenierte Objekt (Gold auf dunkelrotem Stoff auf einem Tangram Abbild), ein sehr kleines goldenes Herz, ist HeldIn meiner Geschichte bzw. einer Objektwanderung. Jeder, auch wenn er oder sie herzlich wenig in Museen herumstreunt wie ich , so kenne ich dennoch diesen staunenden Blick auf Objekte, der zB im Ägyptischen Museum in Berlin zu einer Art berauschender Betäubung eskalieren kann, wenn man meint, auch noch das Schweigen im Papyrus spüren zu können, und man sich gerne in der zeitlosen Kühle der Steine niedergelegt hätte. Das Wissen transportiert ja leider nicht immer direkt an die Stätten des Seins, obwohl diese unleugbar vorhanden sind, bewahrt in den Gehirnwindungen der Menschheit, immer auch gewissen Zugang gewährend. Aber zurück zu meiner kurzen Geschichte. Ich bekomme also am vergangenen Wochenende bei dem Besuch in Frankfurt ein kleines Kästchen mit der Bitte, es erst später zu öffnen. Nach der Rückkehr fiel es mir wieder in die Hände, und darin lag dieses kleine Herz, das ich sofort erkannte, da ich es einst meiner Mutter geschenkt hatte und froh war, dass sie es an eine ihrer Goldketten geheftet hatte, ein gewisses töchterliches Frohsein, denn das Ding hätte auch locker in einer der üblichen Schalen landen können, in die man kleine Dinge verschwinden lässt, um sie zu vergessen. Kurz vor ihrem Tod musste sich meine Mutter einer Operation unterziehen lassen, und da ich anwesend war, bat man mich, ihren Schmuck abzunehmen, der in der Schublade des Krankenhauses landete. Als sie dann ein paar Tage später starb und ich einige anstehende Entscheidungen treffen musste, fand ich, dass das kleine Herz fehlte, was einen kleinen, symbolischen Stich versetzte und mich gleichzeitig ärgerlich machte, weil ich davon ausging, dass jemand im Krankenhaus es hatte mitlaufen lassen. Ich meldete den Verlust, und weiter ging’s mit dem zu Bewältigenden. Drei Tage später bekam ich einen Anruf vom Krankenhaus, man hätte mein Herz gefunden und ich könne es abholen. Das habe ich dann getan und mich gefreut und bedankt und innerlich entschuldigt, dass ich sowas gedacht habe, und dann verschwand das besagte Objekt eine Zeitlang in einer Schale, in der man die kleinen Dinge tut. Dann hatten wir Besuch und mit den Gästen kam ein gerade geborenes Kind, eine Tochter mit einem indischen Göttinnennamen, Radha, der Name der Geliebten von Krishna, dem Gott der Liebe. (Seit die immense Welt der Götter mit meinem Humor in direkten Kontakt gekommen ist, fällt mir das harmlose Lächeln darüber leichter). So fand ich die Schenkung des Herzens an eine Neuerschienene mit lobenswerten Eltern mehr als angebracht. Das ist nun lange her und das Kind ist beinahe erwachsen, was immer man darunter verstehen mag, und während unseres Besuches wohnte sie bei einer Freundin. Die Mutter, Teil eines weiblichen Zwillingspaares, gab mir also beim Abschied das Kästchen, in das ich eine Weile nicht hineinschauen sollte. Am Telefon erklärte sie mir dann später, Radha hätte das Herz zwei oder drei Jahre lang immer getragen, dann in die Schale mit den kleinen Dingen gelegt, weil ihre Tante, die Zwillingsschwester ihrer Mutter, ihr auch ein Herz schenkte, das dann Vorrang hatte. So kam es wieder zu mir zurück, und obwohl es so klein und leicht verlierbar erscheint, hat es keinerlei Schaden erlitten, nein, hat sich durchgesetzt die ganzen Jahre, mal mit Hals, mal ohne weitergemacht, und ist nun durch die gedankliche Transportbemühung eines Geistes wieder zu mir zurück gekommen. Das strotzt ja förmlich von Möglichkeiten, die Interpretationsmaschinerie anzuwerfen, aber das lasse ich einfach, denn mir gefällt an dem Vorgang, dass es die Art kleiner und häufig anzutreffender Wunder ist, die die Welt ununterbrochen und unentwegt durchströmen, sodass hier nur eine Wachheit erforderlich ist, das Verbindende wahzunehmen, ohne ihm letzte Deutungen zumuten zu müssen.

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