verhältnismäßig


Man sieht solche Lichtformen ja immer mal wieder, in einem Glas Wasser, oder hier, im Bild, ist es Milch kurz vor dem Kochen. Ich stand da unter eigenem Zwang, wissend, wie schnell die Milch überlaufen kann, wenn ich weggehe und sie aus den Augen lasse, um schnell noch was anderes zu tun, und schon ist es passiert. Deswegen hatte ich Glück, zufällig nochmal vorbeizukommen und zu sehen, dass ich Milch auf der Flamme hatte. Da habe ich beim Hinschauen diese Lichtreflektion gesehen, und ja, was reflektiert es denn und erzeugt diese urerotische, tantrische Figur, oder ein Herz fällt einem ein, das sich in prächtiger Fülle über den Rand hinaus ausdehnt in die dann doch begrenzte Rundung. Ein Bild davon zu machen, bevor die zitternde Fläche hochkocht, war auch nicht so leicht, denn oft kriecht dann der eigene Schatten über das, was man aufnehmen will. Es geht auch darum, was man erlebt, wenn man ganz in Verbindung mit dem ist, was geschieht. Vor ein paar Tagen ist mir ein Artikel  zugesandt worden, in dem ein (Avangarde)-Pholosoph die Vorteile der rasanten Schnelligkeit durch die digitale Entwicklung preist. Ja, finde ich jetzt nicht unverständlich. Wie leicht ziehen einem selber auf der Autobahn die Kilometerzahlen hoch, das ist so ein schwer einschätzbarer Rausch, alles schnell, und dann noch präzise. Damit kann man, wenn man möchte, bestimmte Erfolge erzielen, die Andere wiederum nicht so ansprechen. Es gibt auch Menschen, die es mögen, hin-und herzueilen, um für sich selbst und die Nebenfiguren in ihrem Spiel extrem beschäftigt rüberzukommen, dann Andere wiederum sind immer ein bisschen zu spät für das, was erreicht werden muss, dann erscheinen die begleitenden Mentalstürme, vermutlich auch eine Art Droge: wo sind denn wieder die Schlüssel, der Einkaufszettel, der Geldbeutel. Wobei es sich da eher um Hastigkeit und eine eingefahrene Angewohnheit handelt als um Schnelligkeit, die ja ganz förderlich sein kann. Aber jetzt nur für schnell oder langsam zu plädieren, ist ja auch nicht das Thema. Für mich ist eher das Thema, dass man, wenn man sich mit dem eigenen, natürlichen Rhythmus bewegt und konzentriert beim jeweiligen Tun ist, man sich gut unterhalten kann und manchmal Dinge wahrnimmt, die einem leicht bei schnellerem Tempo entgehen. Der Reiz des Schnellen ist das Darüber-hinaus-gehen, der Reiz des Langsamen ist (u.a.) die Konzentration des Schauens, die einem scheinbar simple Türen eröffnet, die sich aber dann doch entpuppen als komplexe, kosmische Geheimnisse, die einen Wunsch nach Kontemplation mit sich bringen, dem man unbedingt nachgeben kann, wenn man sein Leben im Rahmen dieser luxuriösen Möglichkeit eingerichtet hat. Man muss ja Erfahrungen sammeln, wie das ganze Ding funktioniert und zusammenhängt, und dafür braucht man die gute Beobachtungsgabe. Tatsächlich alles in allem vorhanden? Egal, ob man staubsaugt oder auf offizieller Ebene hantiert? Es kommt doch vor allem darauf an, was einem als Seinsform und Unterhaltungsprogramm innerhalb  der paar Wanderjahre auf dem Planeten wirklich von Herzen zusagt, und ein interessantes Testen der Erreichbarkeiten von dem, was einem vorschwebt. Das macht mir nichts aus, wenn ich wieder, wie durch Zufall, bei der Liebe lande, wie auch immer sie für jede/n geartet sein mag. Denn mit ihr wird alles lebendig, und ohne sie nur verhältnismäßig.

 

 


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