still

Das erste Bild habe ich bei John in Delhi in einem teuren Hochglanzmagazin gefunden, eines der hochkarätigen Advertisements, die das Blatt finanzieren. Es hat mir sofort gefallen, weil es einerseits den kopflosen Gang in die Maschinerie der Zeit zeigt, aber auch seinen Glamour und seine Anziehung, hier außerdem als Kunstwerk. Je länger ich hier bin in Indien, desto mehr wird mir der Irrsinn  bewusst, der vor allem durch die allgegenwärtigen Smartphones noch zu der bereits vorhandenen anarchischen Auflösung des zuvor herrschenden Systems stößt, das Unaufhaltsame klar vor Augen führend. So, wie das neue System gehandhabt wird, sieht es zwar so aus, als seien diese von uns allen geschätzten technischen Phallusobjekte wirklich integrierbar. Sie reißen aber heraus aus dem Sein und führen nicht zu sich, sondern zur Seinsform der Maschinen. Das ungeheure Ereignis dieses Wandels ist nicht nur von Fritz Lang erkannt und dargestellt worden, sondern viele sind sich darüber klar geworden, dass hier etwas Menschliches entschwindet, das wie vieles andere für den gemäßigten Gebrauch etwas Gutes und Sinnvolles haben kann, in der Wirkung auf meist unausgereifte Individuen und Identitäten aber eine dunkle Science Fiction Realität in die Geschichte schiebt, die sich hemmungslos ausbreitet. Es kommt ja immer auch darauf an, wie man Dasein für sich selbst definiert. Der indische Geist war in all seinen Lehren ausgerichtet auf ein Erwachen, dem ein Gefangensein in schlafähnlichem Zustand vorausgeht, ein dumpfer Wahrnehmungszustand, der die Konstrukte und Manifestationen permanent webender Menschengehirne für die einzige Realität des hinter diesen Schleiern verborgenen Seins hält. Ist der Mensch nun für alle Zeiten der „Erkenne.dich-selbst-Mensch“, oder kann er weitergedeihen in eine interessante technische Form, die mit dem, was wir noch jetzt unter „menschlich“ verstehen, nichts mehr zu tun haben wird? Was ich verschwinden sehe und höre und spüre, ist die Stille. Was für ein anderer Raum als die Stille ermöglicht es uns, bei uns selbst zu sein und Zugang zu finden zu all dem, was im Inneren verborgen liegt und herausgelockt werden will durch uns selbst und die, die wir lieben? Am See ist es still. Noch nicht alles verloren, solange die Stille noch möglich ist. Das Licht des Orientes bewegt sich auf seine Abenddämmerung zu und muss den himmlischen Gesetzmäßigkeiten wegen woanders wieder auftauchen.

 


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