licht

Man scheut sich ja fast, so ein Bild in die Welt des graubewölkten Winters zu schicken, aber wir hatten das auch hier zur Abwechslung schon ein paar Mal, froh, die Sonne wieder zu sehen, wo es morgens, wie heute früh auf diesem Bild, so kalt ist, dass man von warm umhüllten Wesen umgeben ist. Dann allerdings die Sonne, in der man dann aufwärmen kann, eine wunderbare Beschäftigung: aufwärmen. Dann der tägliche Gang an den Ufern, wo morgens alle gut drauf sind, weil sie was geben. Der Eine bringt Toastbrot für die Hunde, der Andere Körner für die Vögel, dann gibt es auch personifizierte  Ideen über das Gutsein, denen man zuschauen kann. Alle sind auf ihrer Bahn, alle schauen zu. Das Dasein ist hier als ein Kunstwerk erfasst worden, das es zu bewältigen gilt. Gut, der letztendlich Eine, der unkörperliche Gott hinter all den Göttern, regelt das alles, aber der Job muss trotzdem getan werden, mit den auferlegten Schicksalsknoten und den freiwillig  auferlegten und durchgeführten Pflichten. Und dann die vielen verschiedenen Köpfe zu Hause, die man haben musste und nun ernähren und kleiden und zur Schule schicken muss. Dann gibt es natürlich auch für die Inder so ein Leben, wie ich es hier lebe, ja, habe ich es nicht von euch gelernt? (Verhältnismäßig) einfach soll es sein, damit der Überblick ohne Anstrengung möglich ist, dh., es gilt kundig mit Dingen und Menschen umzugehen, damit man selbst und die Anderen nicht zu sehr gestört werden. Das geht sehr gut hier im Osten, man braucht gar nicht vortäuschen, von derselben Sorte zu sein, nur freundlich soll es sein, und erkennbar, was man tut und wer man ist. Klar, alles läuft noch im Draußen ab und man sieht sich und wird auf vielfältigste Weise bezeugt. Dann gibt es noch etwas, was ich hier zutiefst schätze, das ist die Möglichkeit zu fühlen, tief zu fühlen, so tief, dass es einen umhauen kann, denn man ist doch nie darauf vorbereitet, so viel Unvorstellbares zu sehen. Unter der Brücke ist eine sehr dunkelhäutige, schöne Frau mit ihrem kleinen, wirklich sehr strahlenden Kind eingezogen, sie wohnt da jetzt und kocht und spielt mit dem Kind. Da wird nichts passieren, was einem Hoffnung geben kann, obwohl auch das manchmal geschieht. Aber wer aus dieser Gesellschaft ausgebootet wird, ist draußen, da mischt sich niemand mehr ein. Was tun? Mir kommt nur das Lächeln in den Sinn, einen Moment Menschsein zusammen, das ist schon gut. Sollte ich eines Tages einen herzensbereicherten Abschied von diesem Ort, der Hälfte meines Heimatbewusstseins, erschaffen können, so wäre an diesem Punkt am meisten zu danken. Überall, wo Liebe möglich ist und zugelassen werden kann, kommt diese Dankbarkeit auf, denn da liegt doch die Quelle des Reichtums. In diesem Sinne ist Indien viel eher eine Anarchie als eine Demokratie, nämlich im Zulassen des denkbar Unmöglichen, in das auch wir als Ausländer und Fremde integriert werden konnten, so wie sie, die Hindu Community, alle Eroberer und Beherrscher durch Zulassen integriert hat. Auch von uns wollten sehr viele nie wieder gehen. So eine Kultur überzeugt immer wieder, oder noch immer, mit der direkten Transparenz ihres  Wesen, das sich in die Zellen gesenkt hat.

 


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