dicht

Das Bild stammt noch aus Delhi und den Tagen ohne jeglichen Zugang zum Netz, da John vergessen hatte, die Rechnung zu begleichen. Zum Glück schien durch den gelblichen Dunst der berüchtigten Stadt noch etwas die Sonne, und ich konnte zum Stift greifen und mich an meiner Handschrift erfreuen, da nichts weiter zu tun war  Auch wollte ich mich in Gesprächen nicht darüber streiten, ob stundenlanges Fernsehen den tiefen Kern unseres Wesens berührt oder nicht, dachte aber darüber nach, wie sich etwas innerlich verschiebt in der Wahrnehmung von Indien durch uns, die wir so lange schon hier sind und uns zuhause fühlen im wilden Treiben und auch in dieser exquisiten Ordnung, deren Grundgedanken und Praktiken wir noch erleben durften. Aber die Zeichen der Zeit sind nicht mehr zu übersehen, von wegen Abgaskontrolle zB, und dieser gelenkte Kollektivtrieb zum Materiellen hin, zum Mehr, zum Alles-haben-und-sein-wollen. Ja, natürlich ist das überall zu beobachten, aber hier tut es irgendwie mehr weh. Unterwegs mit dem Auto von Delhi wurde ich mir meiner Augen bewusst, wie sie nach etwas suchten, was nicht von Staub und  seltsam Neuem überdeckt war, alle paar Meter ein neues Hotel und Restaurant, und unterwürfige Menschen, die einem die Autotür öffnen und hereinbitten. Drinnen schlechter indischer Tee. Wenn man sich zu sehr an die Geschmäcker der Welt anpasst, was soll dabei herauskommen? Und jeder auf der Reise weiß auch, dass man irgendwo abbiegen muss, um etwas anderes zu sehen als die Highway. Gut. Jetzt bin ich bei Freunden angekommen und ziehe morgen weiter in das Haus, in dem ich wohnen werde. Ich freue mich darauf, wieder täglich an meinem Blog zu sitzen und zu sehen, was aus mir wird und wie ich den Aufenthalt im Nu diesmal erlebe. Noch fühlt es sich „dicht“ an im Inneren. Irgendwas in mir starrt auf die Weltformel. Vielleicht erlischt in mir noch ein letzter Hunger (nach einer zweiten Heimat?), und da ich weiß, wie mein eigenes Gedicht (Die Weltformel) verläuft, weiß ich auch, dass es ein Tor gibt, wo man hinaustreten kann ins Licht.

 

 


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