bedenken

 

Durch ein Interview mit einem buddhistischen Mönch („Zeit“) wurde ich auf das Wort „altruistisch“ aufmerksam gemacht, so nüchtern und doch geschwängert mit menschlichen Vorstellungen, was das bedeuten könnte, uneigennützig  und selbstlos zu sein und zu handeln. Auf jeden Fall steht der Altruismus dem Narzissmus direkt gegenüber, von dem wir politisch mit einigen Kostproben unterhalten wurden, die nur ahnen lassen, wie weit verbreitet das Eigennützige wirklich ist. Auch erschrickt es nicht viele, denn wir sind es gewohnt und unterstützen es oft selbst, dass jede/r die eigenen Wünsche fast unbegrenzt umsetzen kann, wenn die notwendigen Münzen vorhanden sind. Auch scheinen wir Menschen trotz allen Wissens nicht gereift genug, um zu erkennen, dass wir an einer möglichen Wende des existentiell gefährdeten Menschseins direkt beteiligt sind, auch wenn wir nie genau wissen können, was Menschen denken, wenn sie bei sich sind. Und wer ist bei sich? Und nur Beisichsein reicht ja auch nicht, auch wenn es schon mal ein guter Ort ist. Aber das Gute am Einsamen, wo ich mit mir allein bin, ist, dass es im Gemeinsamen geborgen liegt, es ist quasi untrennbar und hat dennoch beides ein Eigenleben. Der Mönch sagte noch, dass das, was wir nicht für andere tun, es nicht wert ist, getan zu werden, und diese Art von Absolutheit hat mir dann etwas den Geschmack verdorben. Aber ja, eine Wende hin zu „freiwilliger Schlichtheit“, das macht Sinn, tief menschlichen Sinn, und wer kann, der soll diese Richtung durchaus wählen. Es ist schwer genug dieser Tage, und dann im Westen, sich so etwas einmal vorzustellen. Was ist schlicht, und warum scheint es so dringlich und gehört in dieser Zeit, in der wir grad leben, zu den Möglichkeiten bzw. Not-Wendigkeiten eines Erwachens, das nur durch die Entschlossenheit Einzelner auf der Erde erlebt werden kann. Es gibt viele verschiedene Zugänge: der Schreck kann einem in die Glieder fahren, oder man fasst sich ans Herz, weil man die Zartheit der Wesen erkennt, nämlich, dass sie einst vertrauensvoll auf jemanden geschaut haben müssen, bevor sie ein paar Jährchen später über zwanzig Menschen erschießen, die vermutlich von dem Schützen nichts wussten. Selbst wenn es in besagter Gemeinde vielleicht gar nicht so lieb zuging, wie alle behaupten, kann so etwas doch nie verständlich werden. Altruistisch. Eine Weltmacht, in der jeder Bürger zuhause Waffen haben kann und hat. Wie ist so was möglich. Eigentlich stelle ich mir einen Altruisten oder eine Altruistin so vor, dass sie alle Ketten der Hoffnung haben dahinsausen lassen darüber, dass der Mensch sich noch viel bessere, aber dann ist man ja immer noch auf sich selbst zurückgeworfen. Was für ein Mensch möchte man denn selber gerne sein, und gelingt einem dieses gefährliche und herausfordernde Abenteuer. Und ist man von Freunden umgeben, die einen an den Mast binden, wenn die Sirenen singen, weil sie gelernt haben, Entscheidungen zu fällen, die dem Menschlichen zuträglich sind. Wie dem auch sei: die Kraft des Uneigennützen zu bedenken, ist sicherlich kein Fehler. Noch ist das Feld weit offen.

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