samsen

Ich werde nicht müde, den Samstag einzuläuten als meinen Tag des sinnfreien Denkens. Das ist natürlich entsprechend mühevoll, wie es ein Samstag verdient, denn wie wir wissen, lauert in jedem Winkel des Daseins der Sinn, und manchmal dagegen anzugehen, ist unterhaltsam, auch wenn es scheitert. Der Samstag eignet sich prächtig. Alle Tage bergen bereits einen unauslöschlichen Namenssinn. Der Sonntag hat die Sonne, der Montag den Mond, der Dienstag das Dienen, der Mittwoch die Mitte, der Donnerstag den Zeus, der Freitag die Freiheitskarotte, die in menschlicher Logik auf den Samstag hinweist. Doch was ist „Sams“!? Der Große Sams ist ein Störenfried, der allen darin Vorhandenen etwas zumutet. Eigentlich ist es die Glocke zum Sonntag, wo dann endlich doch nahezu alles Öffentliche zu hat, auch wenn anderorts daran gearbeitet wird, dass man auch da was offen haben will, damit Einkaufswillige nicht ins Koma verfallen. Oder es fällt einem ein, dass man noch einen BioMozarella braucht für die Tomaten, und man wälzt sich in der Schlange der riesigen Essbergwagen zur Kasse durch, weil Samstag ist und die Menschen nicht vom Verhungern bedroht sein möchten. Es kann einem auch die Szene von Loriot einfallen, wo der Mann auf dem Sessel sitzt und einfach nur da sitzen will, aber es geht vor allem samstags nicht, weil da noch mehr zu tun droht als an den anderen Tagen, nur gehört es nun alles zu einem selbst. Da läute ich nun das Samsen ein. Man lässt sich was einfallen, was zur Abwechslung mal nicht umgesetzt werden muss, sondern nur durchdacht und an die Grenzen seiner sinnfreien Möglichkeit gebracht. Das Bild oben, ein Graffiti aus Lissabon, zeigt eine schöne Samsung, und man darf sofort staunen, dass man über diesen Weg auf Samsung gestoßen ist. Hier kann man den indischen Habitus einschalten, aus einem schon bestehenden Produktnamen einfach einen Buchstaben zu verändern, und schon hat man selbst eine Produktbezeichnung, die immer latent an das Original erinnert, aber im Konkurrenzkampf nicht gerichtlich ausgeschaltet werden kann. In Indien kann man auch die Köpfe der Götter austauschen und sie als die eigenen deklarieren. Aber so weit wollen wir nicht gehen, sondern vielleicht nur aus Samsung, der Samstagsübung (Quantensprung in die ultimate Leere), Sam-Song machen oder dazufügen. Die Samsongs, nicht zu verwechseln mit den Simpsons, sind Klagelieder, die der oder die SamstagsergründerIn beim Verrichten der vielen Samstagspflichten singen kann. Aus den schönen und tieftraurigen Texten, die alle davon handeln, wie der Samstag wieder einmal nicht zu dem wurde, was man erwartet hatte, kann bald ein Liederbüchlein entstehen. Man singt z.B. davon, wie jeden Herbst im Hof so viele Blätter fielen, alles gegen meinen Willen, und nun muss ich mir zu Ehren wieder alles kehren, kehren….Sams ist der Gott der Klage. Wenn man mit dem Rasenmähen oder dem Wäscheaufhängen und dem Einkauf fertig ist und wie nebenher zwei neue Sam-Songs in einem entstanden sind, legt man irgendwo auf einen Sims eine Blume oder einen Grashalm zusammen mit den Sam-Songs. Dann hat man für Sams, den Widersacher der Sinnfrage, Sam-Songs auf dem Sams-Sims niedergelegt. Von mir aus kann man dann auch noch sein Samsung-Smartphone ranholen und das Ganze aufnehmen. Hauptsache, man hat gesamst und vielleicht einige dadurch auch abhalten können, einen mit anstehenden Handlungen anzuregen. Erfolgreiche Samser kann man mit chinesischen Glückskeksen vergleichen. Ihre Hülle erscheint hart, aber man kann sich doch immer wieder aufs Neue auf das Innere freuen. Samsen ist der Sprung an sich. Der Sams-Tag ist genau dafür vorgesehen.

 


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