(un)eingeschränkt

Es ist beruhigend, dass nur wir selbst letztendlich Verantwortung übernehmen können für unseren Seinsaufenthalt im Raum. Was heißt „letztendlich“, oder auch „zu guter Letzt“ ? Zu guter Letzt… ein schöner Begriff, es klingt wie ein guter Ausklang.  Das ist doch der Ton, den man da möchte, wenn der Weg vom Eingeschränkten zum Uneingeschränkten sichtbar wird.  Jedem/r hier Herumwandernden ist klar, wie viel Erfahrung und Abenteuer und Experimentierfreudigkeit und Schicksals-Annahme-Bereitschaft man braucht, und auch mal wilde Schrankenlosigkeit mittendrin, bis Schranken überhaupt als eigene wahrnehmbar sind. Ihre Auslöser, ihre Wirkungen… so als hätte man sich selbst den Weg verbaut und braucht nun die inneren Ausweispapiere, den gültigen Pass, um weiter zu kommen. Es gibt natürlich unzählige Spielarten des Seins, und wer kann jemals wissen, was seine oder ihre Weise für einen Anderen ist, außer man ist mit dem Anderen in Kontakt, auch das wieder eine vielbedachte Kunstebene, auf der u.a. Koriphäen sich um verlorene Verbindungen kümmern. Oder gibt es nur e i n e verlorene Verbindung, die es erschwert, auf dem Weg die Schranken als die eigenen zu erkennen.?  Ja, Dinge werden angetan, jedem Kind wird auch etwas angetan. Die als Katastrophen erfahrenen Erlebnisse bleiben ja nirgendwo aus. Jedes Schicksal ist komplex und kann schnell kompliziert werden. Man erfindet deswegen auch in Gesellschaften Umgangsformen, damit das Zusammentreffen so reibungslos wie möglich ablaufen kann. Man kann auch die Form umgehen, wenn man nicht sicher ist, mit ihr umgehen zu können oder zu wollen. Nirgendwo Zwang außer im Innen. Als ich zuerst nach Indien kam und erleben konnte, wie Inder erstaunt waren darüber, was Menschen aus dem Westen für „Freiheit“ hielten, da wusste ich, dass ich was Wichtiges von ihnen lernen konnte. Das war damals, als ihre Zeit noch mental in der Ewigkeit ruhte und es ein vorherrschendes und allen vertrautes Denken gab, das hatte damit zu tun, Freiheit als Höchstanstrengung zu einfachem und edlem Menschsein hin wahrzunehmen. Das hat die bösen und dummen Grimassen der Spieler im Weltendrama nicht alle geschult, aber es war als Allgemeinwissen zugänglich. Natürlich fällt mir jetzt der „Balken im eigenen Auge“ ein, zu dem man zurückkehren kann, wenn alles gesagt und getan ist zu guter Letzt und der Geist noch frisch genug für den Kraftakt, das Auge auf die inneren Begebenheiten zu richten, und damit auch Raum zu erschaffen für Andere. Dann erst weiß man, wie ungeheuer fordernd und fördernd Freiheit ist. Freiheit ist der ferienlose Zustand, auch wenn Muße zu ihrem Arbeitsfeld gehört. Das Ablassen von Meinungen, das Zurückholen von Projektionen, das Zugeständnis an klare Aussagen, das Treusein zum eigenen Empfinden, und zur eigenen Sprache,  die Unterscheidung zwischen Empfindung und Empfindlichkeiten usw….alles kann ja gerne da sein, gerne so differenziert und unabhängig wie möglich. Möglich ist, was da ist. Wie das jede/r sieht, ist auch ein Teil der immensen Freiheit. Es läuft immer wieder auf die Schulung hinaus, die einen anspricht. Erst die äußere, dann die innere. Wenn das Verborgene und das Sichtbare in gutem Dialog unterwegs sind.

Bild: ich sehe in meiner Pinselei einen in der Form gefangenen Vogel, dem ich aber zutraue, dass ihm der Flug in den Freiraum gelingt.


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