demos kratein

Bildergebnis für Kaiser Wilhelm II
Die Worte „demos/kratein“ (griech. „Volk/herrschen“) habe ich gerade geschrieben gesehen und fand interessant, dass das Wort „herrschen“ auch hier anwesend ist. In Indien habe ich mal die witzige Interpretation eines Inders von „Demokratie“ gehört, der meinte, Demokratie sei die Herrschaft der Untertanen über die Untertanen. Das sagt vor allem  etwas darüber aus, dass ich auch ab und zu mal dachte, dass für das indische Volk ein „guter“ König die absolute Top-Variante wäre. Ein sogenannter guter König, wie sie gerne in Märchenbüchern vorkommen, ist natürlich besser als ein schlechter König, also zum Beispiel einer, der sich unmäßig an seinem darbenden Volk bereichert und ihm vom Palast aus das Blut aussaugt, wie das auch heute noch in einigen Ländern praktiziert wird. Aber Fakt ist, dass auch der „gute“ König, wenn es ihn nun gäbe, den gravierenden Nachteil seines Amtes automatisch in sich trägt: er ist der Papa seines Volkes und muss es auch sein, sonst will das Volk ihn nicht und gedeiht nicht unter seiner Obhut. Nix gegen Obhut, aber viel gegen ein Volk von Kindern, die dem da oben alle Verantwortung für ihre Lebensgestaltung überlassen. So nennt man auch heute das zu großem Teil noch analphabetische Volk Indiens eine Demokratie und darf staunen. Nicht, dass es da keine hellen Köpfe gäbe, es gibt Millionen, aber sie behandeln ihren „Herrscher“, Narendra Modi,, der lediglich ein Verwalter des Volkswillens sein sollte, als einen Souverän, dem sie untertan sind. Das hat mich öfters mal an das Dritte Reich erinnert, und vielleicht liegen in jedem Volk und in jedem Menschen diese zwei gleichermaßen unguten Extreme: das sichere Gefühl des „Auserwähltseins“, also besser als alle Anderen, und auf der anderen Seite die allzeit bereite Eigenschaft des Anpassens an den, dem man die eigene Souveränität opfert, um vielleicht auch ein bisschen in dem vermuteten Glanz zu baden, so als hätte der Herrscher kein Schicksal, mit dem er herumstrampeln muss. Also ich finde die fast hundertjährige englische Queen auch beispielhaft im Altwerden, sieht hübsch aus und hat einen humorvollen Mann hinter sich, das ist Gold wert, aber echt: who cares. Die Engländer brauchen auf jeden Fall beides für ihre berüchtigten Unarten: den lächerlichen Zirkus des monarchischen Getues, und die Demokratie, eben selber herrschen und bestimmen, was man tut. Klar, je selbstsouveräner die Individuen eines Volkes sind, desto klarer die Demokratie. Daher ist die politische Wachheit auch für EremitInnen nicht unangebracht, denn weder Nukleus noch Randgruppe befreien einen vom Mitspielen. Niemand mag Spielverderber, obwohl es auch da stets auf das Spiel ankommt. Klingt ja schon fast wie ein subtiler Aufruf zur Wahlurne, na gut. Vor ein paar Tagen kamen unsere afghanischen Freunde zu Besuch und irgendwie kam es im Gespräch dazu, dass ich erzählte, dass meine Mutter in Berlin (eine ihrer Anekdoten) als Kind , einmal im Park den Kaiser Wilhelm den Zweiten (s.o.) sah, als er mit geringem Gefolge in der Kutsche vorbeikam und den verehrungsvoll Winkenden zuwinkte. Das kam mir selber auf einmal unglaublich vor, dass vor ein paar Jährchen in Berlin noch ein Kaiser herumkutschierte. Ich weiß nicht viel von ihm, aber kann mir gut vorstellen, dass das für die deutsche Mentalität auch passt, die beiden Pole, meine ich: beherrscht zu werden in Untertänigkeit, und gleichermaßen mühelos zu erhabener und auserwählter Rasse zu gehören. Das bleibt bis heute ein Mysterium, wenn auch ein plattes: dass dieser dunkelhaarige Kerl ein ganzes Volk, das in der Schule war, in ein großes Morden hineinführen konnte. Da herrscht dann kein Volk mehr, sondern das Kriechen hat die Oberhand gewonnen. Wo das Kriechen, sei es auch noch so subtil, die Oberhand gewinnt, geschieht Unheil. Niemand außer man selbst kann gegen so eine Neigung was tun dh. die Neigung, Anderen etwas zuzuschreiben, was man bei sich selbst nicht aktivieren kann. Ja, man kann lernen, man kann von allem lernen, aber auch das Lernen von Anderen hat seine Grenzen, nämlich da, wo man sich um die eigene Wertschätzung nicht gekümmert und dadurch versäumt hat, die eigene Skala zu kennen, um zumindest für eine Weile als Richtlinie den eigenen Maßstab zu haben. Ich finde übrigens die Partei des BGE, des Bedingungslosen Grundeinkommens, hochinteressant und könnte mir vorstellen, ihnen rein aus Achtung für ihren Einsatz eine Stimme zu geben. Das wäre wirklich ein königlicher Streich, der sicher seine eigenen Ordnungen hervorbringen würde und müsste, aber hallo!…Sie schlagen 1.500 Euro vor, die monatlich bedingslos an alle Landesbewohner gezahlt werden. Auf jeden Fall eine kühne Idee! Ob die nun zu mehr individueller und verantwortungsbereiter Haltung führen würde, wer weiß. Der Kaiser ist weg und kein Nackter in Sicht, der denkt, er hätte eine kaiserliche Haubitze auf dem Kopf, aber trotzdem schadet es nicht, das Wesentliche zu bedenken. Es gehört nun mal zum menschlichen Reifungsprozess, dass letztendlich nur jede/r selbst wissen kann, was für ihn/sie richtig ist. Damit muss man leben. So wie Sokrates mal gesagt haben soll. dass, würde er morden, er dann sein ganzes Leben lang mit einem Mörder würde leben müssen. Dh. eben, dass er wohl weiß, dass der Mensch morden kann, aber er lässt es aus genanntem gutem Grund sein, um sich selbst nicht zu schaden.

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