immer schon…

Wenn man sich, ua aus Leidenschaft, für den Werdegang des Menschen in der Ganz-Zeit, die uns als Observiertes und Reflektiertes zur Verfügung steht, interessiert, und was er und sie so getan haben und was sie schon alles hatten oder noch nicht hatten, und wann zB das Konzept „Ich“ auftauchte, und wie sich die Frau von Sokrates wohl fühlte, und ob er wohl wirklich gesagt hat, was man von ihm behauptet, weil es ja noch keine Smartphones gab…, Ja, lange Zeiten der Menschen in einer Welt ohne Fernsehen und dramatisch schnell sich entwickelnder Technik…..In  urzeitliche, antike Bäder kann man sich schon noch hineinfühlen, aber denken kann man das kaum noch. Wozu auch? In Indien habe ich mal von einer Gruppe Menschen um Madame Blavatsky herum gehört, deren „Meister“ sich sicher waren, dass man durch das Radio, das gerade erfunden worden war, eine Anhebung des planetarischen Bewusstseins transportieren könnte. Solche Vorstellungen gab’s wohl immer schon….eben! Da kommt er, einer der Unterhaltungseindringlinge: „Das war doch schon immer so! “ Dieser Satz hat etwas von einem ansteckenden Virus, und ich fühle mich neuerdings auch etwas angesteckt. Bin ich es etwa, die etwas ermüdet ist von (m)einer immer noch subtil vorhandenen Erwartungshaltung in Form einer sie begleitenden fröhlichen Zustimmung an die Freude des Menschseins, und bin nun ein wenig erstaunt, dass auch die Kunst, der noch Beuys alles Erweckende zugetraut hat, mich selten so anrührt, dass sie wirksam mein Leben berührt. Ich meine neue Werke. Wo will man sich von den Füßen hintragen lassen. Ich gehe zB mühelos gern zu einem Iraner (Sina Seifee), der Lecture Performance macht und Installationen. Beuys wiederum hat mich bisher nicht so über seine Arbeiten berührt als beim Zuhören. Dass man ihn verbal so klar verstehen, aber als Mensch kaum erfassen konnte, hat mich beglückt, weil ich selbst mit Laserblick keine Anmaßung fand, sondern nur eigenes Maß, immer angenehm. Um Himmels Willen! Nicht, dass der Kontext hier meine Aussagen über zwei Künstler sein soll, sondern : also doch keine Ermüdung am Menschsein. Warum auch. Für mich sind einige Fragen noch offen, die auch nicht immer nach Antworten hungern. Und dann gilt auch: egal, wie man es sieht und auf was man bestehen möchte, es ist und bleibt auch ein Spiel, und nur das Spiel weiß, was auf dem Spiel steht. Da gibt es also diesen fließenden Strom, der auf uns zukommt mit unterschiedlichem Zeug, mit dem wir umgehen müssen. Und wir haben nur (totale) Freiheit in der Handhabung dieses Schicksalsstromes, wo ausgezeichnete Umsetzung durchaus erwünscht ist. Nun haben wir allerdings gerade mit der Trump-Verdauung angefangen, da fragt sich mein Geist, der offensichtlich noch in Orpheus-bzw Cocteau und Sartre Träumereien verwoben war: wie kam’s zu Marine la Peine (Scherzlein). L’amour!!!??? Oh lala? Eine französiche träge Denkmasse, die sich zur Wahlurne wälzen muss, damit es keinen Faschismus – Ruck gibt? Lieber mal ordentlich enttäuscht sein! War es schon immer so? Dann bin ich vermutlich im Widerstand (?). Ich bin ja gerne Mensch. Mal schauen, wie’s weitergeht.

 


One thought on “immer schon…

  1. h Antworten

    … endlich habe ich deine letzten drei Texte gelesen. Sie sind alle drei hervorragend und die Bilder auch. Die Gedanken, in Gesprächen (des „Alltags“) eingeflochten werden im offentlichen Schreibprozess zu inspirierenden „Weltgedanken“ – wenn du versteht was ich meine… h.

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