hineinhorchen

Ich komme von einem langen Gespräch mit Sakshi, die in einem Krankenhaus in Kishangarh als Ärztin tätig, gerade aber in Kindspause ist, der Sohn ist ein Jahr, es schien eine gute Ehe, Vivek verdient gut als Ingenieur auf einem Schiff, kommt immer nur alle sechs Monate, was wahrscheinlich zum guten Bestehen der Ehe beigetragen hat. Allerdings war ich in Indien schon daran gewöhnt, die häuslichen Abgründe nie an den Gesichtern ablesen zu können, denn sie wurden auch innen im Haus tabuisiert, und wenn etwas eindeutig nicht stimmte, war es immer die Frau. In Indien ging man so weit, es als Lösung zu deklarieren, wenn der Vergewaltiger die Frau heiratet, basta. Und so nice Vivek eben war, so führte es doch zu Spannungen, dass Sakshi (auch) redete. Das fanden vor allem die Schwiegereltern unangebracht, und da sollte sie mit ihm leben und die notwendige Zähmung erfahren, den Schliff also der akzeptablen indischen Gattin, die günstigerweise jegliches Interesse an sich selbst verliert, um dem Dienst am Mann gerecht zu werden. Sakshi kann das nicht, man kann sie nicht kontrollieren, und so geht die Ehe flöten, und der Sohn wird den Papa nicht neben sich haben. So wha!, sagt sie, dann halt nicht. Und so kommen Löcher in das als ehrwürdig betrachtete Netz, das es sicherlich einst war, aber jetzt zu viele Leben abgewürgt werden unter dem dem todbringenden Siegel der Scheinheiligkeit, dem sich nicht nur Donald Trump, sondern auch Narendra Modi verpflichtet fühlt, und all den anderen Frauenkontrollierern. Deswegen schaue ich gerade gerne hinein in das Amerika, das etwas zelebriert, was wie ausgestorben schien. Der hoffnungsvolle Stimmungsumschwung, bei dem man erleben kann, was auch möglich ist, vielleicht nicht durchgehend so ekstatisch, denn schwierige Zeiten werden weiterhin kommen, aber wichtig ist, es einmal zu spuren. Da ist auch was, was Amerikaner:innen können, wenn man sie lässt. Sie können auf hochoffiziellen Bühnen von ihren Müttern reden und von ihren Kindern und Großeltern, und Michelle Obama endet ihre flammende politische Rede mit der Begrüßung ihres Mannes als „the love of my life, und man glaubt es, weil der Ton einen aus dem Schutzraum lockt. Und das sage ich, weil es selten ist, dieser tiefmenschliche Ton, der keine Kriege beenden kann, nein, aber als Basis für alle klugen Handlungen unentbehrlich ist. Nicht verpassen!

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