voran

Ja, es geht voran. Gut dass man weiß, dass der Frühling oder gar der Sommer, an den man sich nur noch vage erinnert, dass sie also kommen müssen, die Knospen brechen auf, es wird gesät. Natürlich hat sich da mit der Zeit einiges verschoben, zu wenig Winter, zu viel Regen, die Bäume fallen um. Viele Menschen, deren Namen nie öffentlich irgendwo erwähnt werden, kümmern sich um die Verringerung des menschlichen Leides. Und manchmal, wenn der Tod Einzelner oder mehrerer ins Herz der Gesellschaften trifft, häufen sich Rosensträuße und Teddybären an den Trauerplätzen, und einen Moment lang erfährt das Alleinsein eine Erweiterung. Auch aus Konzentrationslagern und Gulags hat man gehört, dass Menschen zusammenkamen und zuweilen auch Musik machten und sangen, denn das Leben ist kostbar und die meisten wollen es weiterhin haben. Was das kollektive Bewusstsein betrifft, so habe ich bis vor Kurzem gedacht, dass es voranginge, aktiviert durch den freien Zugang zu Wissen, aber auch aktiviert durch das furchtbare Leiden, das wie verdichtet und kaum mehr heilbar erscheint. Das Menschsein an sich verharrt an der Kreuzung und weiß nicht so recht wohin. Denn grundsätzlich ist es ja nicht verboten zu sein, wer man ist, aber da die Frage so kniffelig ist, muss man sie, wenn es einen interessiert, immer wieder stellen. Und sich damit aus dem Bann der Kreuzung befreien. Einen Weg gehen, den man aushalten kann, möglichst mit Menschen, deren Wesen das eigene berührt. Dann kann man die Dinge, die schwierigen und die leichten, besser bewältigen. Und im Vorangehen öffnen sich neue Tore, und finstere Gewölbe, Keller und Waschküchen können geräumt werden. Auch in geistigen Archiven kann es Container geben, Behälter also von den Gedanken, die man abgelegt hat und nicht mehr zu gebrauchen vorhat. Doch gibt es auch Momente, wo man sich fragt, ob einiges, was auf Erden so vor sich geht, nicht doch im Mittelalter stecken geblieben ist, oder zu Sokrates‘ Zeit auch nicht viel anders war. Und waren wir, die wir im Überall und im Irgendwo um unser von uns selbst gesetztes Maß gerungen haben und weiterhin ringen, nicht auch immer dieselben, so wie Mafia Bosse oder die Trumps und Putins auch immer dieselben waren, wenn auch nicht die Gleichen. Und wird man nicht irgendwann vom Irgendwas auf die berühmte Waage gelegt und ganz zu recht das mene mene tekel u-parsin fürchtet, denn wer will schon nach so viel Ackern zu leicht befunden werden für ein schöpferisches Vorangehen. Die Knospen brechen auf. Bald ist Frühling, und auf der Haut wird wärmen: das Sonnenlicht.

 


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