schade

Innozenz X *

Ja, das ist schade, dass der christliche Papa die Gunst der Stunde insofern nicht günstig genutzt hat, weil es zu völlig überflüssigen Missverständnissen darüber kam, was er gemeint haben könnte mit seinem väterlichen Rat zur weißen Flaggenhissung der Ukrainer:innen. Dabei schien es doch wesentlich angebrachter, dem russischen Neu-Zaren in die möglicherweise vorhandenen Gewissenströpfchen hineinzureden, sind sie doch unter sich im patriarchalen Rausch der vermeintlichen Alleskönner. Und der Papst ist ja noch mächtiger als Putin, wenn man’s bedenkt, und kann die fürstlichsten Gewänder an sich herumschleppen, das trägt auch zur gewünschten Verunsicherung bei, wenn die als solche gemeint ist. Aber nun hat er’s vermasselt, und eine zweite Chance ist nicht in Sicht. Vielleicht ist es Zeit, die sehr hohen Hüte freiwillig abzulegen, natürlich nicht, um die Herrschaften in den Staub der Erdlinge zu ziehen, nein. In die Tiefe soll’s gehen, vorbei an den ungeöffneten Kammern, in denen die Papierrollen zerfallen, und noch tiefer, vorbei an den Yakuza Organisationen im höllischen Triebwerk des Unterirdischen, und da! Auf einmal ein Lichtschein, flimmernd über dem klaren Wasser der Quelle: der Papst als sich selbst, dem es die Sprache verschlägt. Denn wenn einer am Ufer des Erwachens sitzt, meistens ausgelöst durch Katharsis, wird ihm oder ihr die Fremdheit der Welt und der Wesen und Sinn und Zweck ihrer Verkleidungskünste bewusst.

 

* Francis Bacon: „Der Papst schreit“

 


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