verwandeln

 
Beschriftetes Dunkel
Vor allem in ihrer einfachsten Zusammenfügung können bestimmte Sätze, in denen sich ein Tropfen Wahrheit gebildet hat, die eigenen Gedanken und Vermutungen in Unruhe versetzen, weil man immer mal wieder glaubt, ihre Bedeutung erfasst zu haben, und immer wieder muss man sich neu an die Arbeit machen. Was heißt das, zum Beispiel, dass alles ist, wie es ist. Es kommt einem logisch vor. Aber wie i s t es denn? Ich schaue also und schaue, und lasse den Blick über das Vorhandene gleiten. Sobald ich in meinem Schauen irgend etwas mit meiner persönlichen Meinung bedenke, ist es nicht mehr, was es ist. Vielleicht ist es vor allem die Gewohnheit, mit der wir unsere selbst eingerichteten Welten bewohnen, die uns etwas Luft lässt und vor allem die Dinge sein lässt, was sie sind. Viel schwerer ist es mit Menschen. Man kann deuten, so viel man will, aber erfahren, wer sie sind, oder erfahren, wer man selbst ist, kann man nur, wenn man aus dem inneren Dunkel heraustritt ans Licht, also das ganz einfache Licht des Tages, in dem wir uns miteinander bewegen. Aber was heißt dann: es ist, wie es ist. Denn einerseits ist unser Auftritt einmalig, denn das, was jetzt ist, wird nie wieder erscheinen. Doch andrerseits kann gerade diese Persönlichkeit, die wir in uns kultivieren, auf einmal im Weg stehen, so, als wäre es geradezu die Aufgabe der Selbsterkenntnis, einen Weg zu finden, der einem ermöglicht, sich selbst nicht im Weg zu stehen. Eine Formel, die Staubkorn und Atem verbindet. Vielleicht nicht einmal ein Staubkorn an der Wimper des schöpferischen Auges, nein, gar nichts, rein gar nichts. Und vermutlich tanzt dann erst der Fuß in der Schönheit der Leere. Alles ist ja noch da, nur man selbst: verwandelt.

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