fasten


Upma
Obwohl ich indisches Essen sehr schätze, habe ich nie einen Wunsch gehegt, die mir zu komplex vorkommenden Gerichte selbst herstellen zu können, ganz zu schweigen von den Süßigkeiten. Denn solches Können rinnt durch die Adern der Ahnen direkt ins Blut der Nachkommen. Aber nun ergab es sich, dass sich Kusum bereit erklärte, mir die schlichte Zubereitung von Upma beizubringen, einem südindischen Grießgericht. Dabei stellte sich heraus, dass sie und die Großmutter einen Fastentag hatten, und nur ich und der Mann würden essen. Sie erklärte mir, dass dieses Fasten für den Ehemann ist, und ist er tot, dann für den Sohn. In Indien ist Fasten beliebt. Für mich ist ihr Fasten eher eine Quelle des Humors, denn es ist nicht so, dass gar nichts gegessen wird, nein. Man isst nur e i n e Mahlzeit, dann aber tüchtig, sodass ich im Stillen immer dachte, dass ich dann wohl immer faste, verzichte allerdings nicht auf zwei Chapati-Mahlzeiten. Die Frauen fasten also an diesem Tag und tragen heiliges Gerät durch die Gegend und wollen, so will es das Ritual, diesen Mann noch weitere 7 Leben. (Wer kommt nur auf solche Ideen?) Aber die Frauen nehmen es meist selbst nicht so ernst, und schnell lachen wir beim Upma-Machen, als ihr Mann auf meine Frage, wann denn er für seine Frau fasten wolle, schnell meint, er könne Fasten nicht leiden. Haben sich die Frauen mal gefragt, ob sie das leiden können? Aber solche Riten können natürlich auch einen Lustgewinn bringen, wenn man dafür geeignet ist. Sich demütig zeigen, wenn man eigentlich alles beherrscht. Kusum meint, dass Frauen in Indien nicht respektiert werden, obwohl sie alles zusammenhalten. Kein Wunder, wenn Frauen nicht aufhören mit dem Bedienen, sodass es der Mann für die natürliche Geste der eigenen Überlegenheit hält. Und sie finden es nie heraus, wie sie einander wirklich sehen, denn das wird zwar erfahren, dringt aber durch Tabubegrenzung nicht in den Ausdruck vor. Da eh alles arrangiert ist, ist dieser Umgang miteinander vielleicht für beide entspannter. Und fragen muss ich noch, ob auch für die Tochter gefastet wird. Aber tatsächlich bewegt sich was. Kusums Tochter ist vor Kurzem nach Deutschland gekommen, um nicht geflohen zu sagen, geflohen vor dem Druck arrangierter Heirat, eine für sie aussichtslose Lage, bis sie eine Entscheidung getroffen hat, die Eltern haben immerhin zugestimmt zum Studium in Hamburg. Was ich auch noch erfahre ist, dass Mutter und Tochter sich täglich ein Photo von dem schicken, was sie gekocht haben. Deswegen habe ich diesen Impuls (kurz!) aufgenommen und ein Photo vom Upma gemacht, das ich von jetzt an auch alleine machen kann.

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