und dann

Offensichtlich bin ich in den Erzählstrom geraten, oder ich könnte auch sagen ich sitze einem Teil meiner indischen Geschichte gegenüber, den Bewegungen im Spiel, die ja, zumindest mir, immer so frei schienen, und nicht nur schienen. Natürlich kommt einem stets das Fremde entgegen, mit dem man umgehen muss, aber ist nicht auch das einem Entgegenkommende etwas, was einem entspricht, denn man findet sich in etwas vor, woran man beteiligt war. Nun kommt es natürlich in jedem einzelnen Nu darauf an, wie ich damit umgehe. Es war mir also gelungen, zu einem Platz geführt zu werden, der meine Vorstellungen nicht nur erfüllte, sondern weit darüber hinausreichte. Ich wurde dem Mahant (Boss der Bruderschaft der Naths) vorgestellt, um seine Erlaubnis zu erhalten, damit ich mich für unbestimmte Zeit in dem Tempel niederlassen konnte. Oho, ein Pharaone, dachte ich, als ich den abschätzenden Blick des Herrn über meine Form hinwegstreifen sah. Er meinte, man solle mich nur lassen, es würde sowieso nicht klappen, denn es hätten auch andere Sadhus nicht geschafft, dort eine Bleibe zu finden. Was geschafft? Genug Energie zu aktivieren, damit die TempelbesucherInnen gewillt sind zu schauen, ob einem was fehlt, Essen zum Beispiel oder Tee oder Milch usw. Zum Glück lebte Kailash der Mahant mit seinen Mitmönchen eine dreiviertel Stunde weit entfernt, aber es kam dann doch monatelang ein Abgeordneter vorbei, um zu überprüfen, dass ich auch alles richtig mache. Das Richtigmachen war schnell gelernt:¥_ das Feuer durfte nach dem Entzünden nicht ausgehen, die Asche musste weiß und fein sein, gewissen Sadhus sollte chai gereicht werden, und (ja, so war’s) keine niederen Kasten sollten direkt an der Dhuni (dem Feuerplatz) sitzen und mussten auch ihre eigenen Trinkgefäße mitbringen. Sonst, antwortete Kailash, der kalte Berg von Mahant, auf meine Frage „warum“, ansonsten würden sich Sadhus nicht mehr an meiner Dhuni niederlassen. Auch am Leichenverbrennungsplatz (für Brahmanen), wo man solcherlei Einstellungen am wenigsten vermutet, fand ich sie vor: eine auf allen Ebenen vertretene Sucht und Verkörperung von der Idee des reinen Blutes, des Auserwähltseins in göttlicher Mission. Wenn man das gute Karma hat, rechtzeitig an die nötige Grenze zu stoßen, kann das Streben nach der vertikalen Richtung durchaus seinen Reiz haben. Auf jeder möglichen Ebene verändern sich die erfahrbaren Dinge, das birgt seine Gefahren. Aber ehrlich: sind sie nicht schön, die Götter und natürlich die Göttinnen auch, und wieder streift der lächelnde Blick die antiken Kulturen entlang, wo das Mächtige am besten als Göttliches auf der Bühne erschien, damit es an diesem Vorbild nicht mangelt. Es hat ja auch nicht gemangelt, sondern es hat gewimmelt von all dem Zeug, das im Laufe der Zeit dazu kam, sodass immer mehr erklärt werden musste, wie das alles zusammenhängt, dabei muss es gar nicht zusammenhängen, zumindest nicht so, wie man denkt. Nein, durch Denken allein ist man auch nicht, wer man wirklich ist, sondern man selbst muss auch noch dazu kommen. Da meldet sich dann günstigerweise der Humor, der selbstständig arbeitet und trotzdem immer bereit ist, einen zu unterstützen.

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