verschwindibus

In einem Buch (von Silvia Bovenschen) fand ich den Gedanken ganz amüsant, dass man sein eigenes Älterwerden u.a. auch daran erkennen kann, was in der eigenen Lebenszeit so alles verschwindet. Also ich vermeide es jetzt hier vor Ort, gemeinsam über die Zeit zu sinnieren, als es noch Lotusblumen auf dem See gab und Lotusgemüse auf dem Markt, und Heerscharen von schwirrenden Libellen und noch vor kurzem gab es Schildkröten im Wasser. Als ich in meiner ersten Sadhulehre mit Maharaj unter dem Banianbaum saß, lebten über uns im Baum eine unübersehbare, nervös bzw nervig zwitschernde Schar von Fledermäusen mit diesen kleinen, irren Gesichtern. Jeden Abend haben wir sie ausschwärmen gesehen und gehört in ihrer exzellenten Frequenz. Warum sind sie gegangen? Auch der Nilkantmahadev-Vogel  mit der strahlend blauen Kehle ist nie wieder gesehen worden. Interessant ist, dass in der Geschichte des Ortes der Schöpfer selbst den Ort erschuf, der aber dann wieder in Vergessenheit geriet und von  Wald überwachsen wurde. Ein König auf der Jagd  sah  dann mal einen Eber und folgte ihm zu einer Quelle unter dem Gestrüpp und wurde von diesem Wasser von der Leprakrankheit geheilt. Zum Dank ließ er den See ausbaggern und baute die ersten Ghats (Zugänge zum Wasser). Es verschwinden also Dinge und neue kommen hinzu. Die ursprüngliche Quelle gibt es auch nicht mehr, dafür neue Wasserleitungen. Vor ein paar Jahren wurden alle alten (bildschönen!) Steine ausgewechselt und neue eingefügt, angeblich, um alles attraktiver und einheitlicher zu machen. Dann haben wir später gehört, dass die übliche Mafiabande sie aufgekauft und eigene Häuser damit gebaut hat. Also Dinge können auch verschwinden und woanders wieder auftauchen. Bei den vielen Toten, die ich habe verschwinden sehen in allen Altersgruppen, weiß man das ja nicht haargenau, bzw ich enthalte mich der Reinkarnationsstimme, denn klar ist, dass sie nicht mehr unter uns sind. Oder mein Blick fällt ab und zu auf einen Menschen am Wasser, der die Asche eines Verstorbenen in den See schüttet. Früher konnte man überall Überreste von Knochen sehen inmitten der Asche. Vielleicht ist es inzwischen verboten wegen dem hohen Interesse an Tourismus-Steigerung. Vor allem die buddhistischen Lehrer empfehlen ja öfters die klare Erkenntnis des eigenen Verschwindens, so als würde es einem am allerschwersten fallen, sich die Welt, die einem vertraut ist, ohne sich selbst vorzustellen. Wird aber kommen., Der Geist kann sich allerdings nichts ausmalen über das Wann und Wo, das ist das Gute daran. Vielleicht das Wie bedenken?… Und so viel elektrisches Licht gibt es jetzt draußen, aber in den Häusern studieren die Kinder immer noch unter den 40 Watt Funzeln mit der Stirn am Papier. Was habe ich mir die Kehle wundgescheuert! Jetzt schauen kleine Kinder Movies auf Smartphones zusammen! Wenn man das alles so bedenkt und beschaut, sieht man nichts als einen großen Strom, der vorüberzieht und immer neue Formen entwickelt, die den Geist der Zeit ausdrücken. Das allerdings tun wir auch, während wir da sind, und für uns macht es einen großen Unterschied, wie und mit was für einem Geist wir durchgehen, und ob wir den Zugang zur Äther-Weite finden, auch wenn es hier nur als Symbol dient.


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