wach (?)(!)

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Ab und zu, wenn ich mit Herumwandernden in Indien in Kontakt komme, werde ich gefragt, ob ich einen Ashram empfehlen kann. Das ist einfach zu beantworten: nein, kann ich nicht. Ich warne eher davor, da ich über die Jahre hin wenig Empfehlenswertes gesehen oder gehört habe. Berühmte Gurus sitzen hinter Gittern oder werden in flagranti erwischt, da sie ihre Hände nicht von Jungfrauen oder Jungmännern lassen können, und Millionen von nichtsahnenden Devotees, die, mit den Fakten konfrontiert, niemals glauben können, dass so etwas sein kann. Na ja, will man denken, sind ja nicht alle so. Stimmt. Aber will man beim Aussieben beteiligt sein? Nein! Meistens empfehle ich waches Chai-Trinken inmitten des ganzen farbenfreudigen Trubels. „Wach“ jedoch, so leicht dahin gesagt, ist das Stich-und Zauberwort, das zu weiterer Nachdenklichkeit führen kann. Wenn die Wandernden wach wären oder beschäftigt und zufrieden mit inneren und äußeren Dialogen, würden sie dann immer noch was suchen? M e i n Konflikt als Gefragte ist hier, dass ich nicht leugnen kann, selbst jahrelanges In- Stille-sitzen und was sonst noch alles dazu gehölrt, praktiziert zu haben, nur um eines schönen Tages mich wieder meilenweit von diesen Hallen und Räumen der uns Lehrenden entfernt zu haben, um das eigene Programm ins Auge zu fassen. Das geschah nicht ohne Dankbarkeit und dem verbleibenden Genuss, gelernt zu haben in geschützter Umgebung, das Mit-mir-sein förderlich und bereichernd zu gestalten. Das befreit nicht automatisch von Ärger oder den Irrwegen der Selbstsucht, aber das fuchtelt auch nicht mehr so herum und tut so, als wäre es prima , so zu sein, wie man eben ist! Wie ist man denn halt so!? Und warum gibt es seit Menschengedenken dieses nagende „Erkenne dich selbst“, so als wäre eben doch noch was zu erkennen, was zuerst als solches erfasst werden muss. Das rastlose Innengefühl zu ergründen und das Glück zu haben, mit zeitlosem Wissen in Kontakt zu kommen, das wiederum nur das Angebot macht zu eigenem und selbstständigem Denken. Und doch! Es gibt sie, die guten Lehrer, denen man ruhig mal lauschen kann, seien es lebende Rinpoches oder tote Dichter und Philosophen. Das kann die Praxis nicht ersetzen, aber doch hilfreiche Hinweise geben. Wachsein ist Praxis. Sehen können, wie es „wirklich“ ist und wer ich wirklich bin. Zweifeln können, wieviel „Wirklichkeit“ dieses „Ich“, mit dem ich unterwegs bin, wirklich enthält. Vor allem aber: staunen und herzlich lachen. Denn die relative Zeit erhöht ihre Geschwindigkeit, und selbst, wenn gute Gesellschaft unseren „Ausklang“ begleitet, werden wir allein sein mit dem, was uns klar wurde über das, was wir dann sind.


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