dava (Medizin)


Fläschchen
Ein Mann aus der Sindhi-Community, mit dessen Vater ich schon zueinsten chai getrunken hatte und nun mit den Nachfolge-Generationen trinke, besuchte mich. Eigentlich hatten wir traditionell vor, Pakoras (Frittiertes) zu holen, Leckeres von OmJi’s Wagen, aber der  hatte das Vehikel zu einer Hochzeitsfeier geschoben, wohl wissend, wie unwiderstehlich Pakoras sind. Dafür kam mein Gast mit einer Wunderdroge, deren Rezept er angeblich einem Guru abgetrotzt hatte mit dem Versprechen, niemals Geld dafür zu verlangen. Nun gab er eine ausführliche Vorstellung davon, wo man diese magische Tinktur überall  hintun könnte, wo man was Heilendes brauchte, also Stirn, Nase, Ohren, Hals, Beine, Arme undsoweiter, nur ein bisschen davon mit einem Finger (damit nichts verlorengeht) verstreichen und Heilung erfahren wie erwartet. Gerne hätte ich irgendwann ein anderes Thema angeschnitten, aber da war nichts zu machen. Immer mehr fiel ihm zu seiner medizinischen Pilgerreise ein, denn er hatte sich ans Werk gemacht und tausende von Fläschchen gefüllt und angefangen, sie großzügig zu verteilen. Um sicher zu gehen, dass keiner auf die Idee kam, sie zu verkaufen, ließ er ein Etikett draufkleben mit einer Notiz dazu, dass der Inhalt frei sei, und darunter ließ er seinen Namen setzen und seine Telefonnummer, sodass jede/r ihn, den Weiterreicher der Heildroge, kontaktieren konnte. In indischen Städten ließ er in bestimmten (Sindhi)- Läden die Fläschchen bereitstehen, sodass man sie dort abholen konnte. Er sah aus wie ein erfolgreicher Geschäftsmann, vom Scheitel über die Goldrandbrille bis hinunter zum kaum vom Staub der Straße bedeckten Schuh, das ist alles möglich. Als ich mich dann doch noch durhsetzen konnte und das heikle Thema „Narendra Modi“ ansprach, gab er zu, dass die Idee des Premier Ministers, eine „Hindutva-Gesellschaft“ aufzubauen, doch etwas bedrohlich war für alle, die kein reines Hindu-Blut zur Verfügung hatten. Und wir einigten uns schnell, dass Modi’s rechte und finstere Hand, Amit Schah, ein Verbrecher sei. Ja, sagte mein Gast, Schah sei ein chanakya, ein Wollender, ein rechter Abhiman-Freak, also ein Egomane, der alles nur für sich selbst wolle. Mein Blick fiel auf das Fläschchen, die Heiterkeit des Absurden überkam mich. Das könnte ja jedem von uns passieren oder ist schon passiert, dass wir uns über etwas ereifern, und unser Gegenüber denkt: Ja merkt sie denn nicht, dass sie das genauso macht. Adler-Auge, sei wachsam!

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