auf-hören


Labyrinthin zuhause
Was mir an dem Wort „auf-hören“ besonders gefällt, ist seine Zweitbedeutung als „lauschen“, und mehr als das, denn eine extra Aufmerksamkeit ist dabei, ein dringliches Hören, das unter gegebenen Umständen auch zu einem Aufhören bringen oder gar zwingen kann. Aufhören von etwas setzt einen Willen voraus, eine Vorgeschichte. Man raucht zum Beispiel (oder ich rauchte zum Beispiel) gute 20 Jahre durch mit voller Begeisterung am Wesen des Zigarettenrauchens, das auch in meiner Nikotinsuchtzeit nicht gestört wurde durch hammermäßige Sprüche und gruselige Bilder von durch Rauch erzeugten Geschwüren auf ansonsten fein designten Tabakpäckchen. Gut, eines Tages war klar, dass der Moment gekommen war, aufzuhören. Dazu gibt es immer Anekdoten: wie es dazu kam, dass was aufhörte. Oder dass man etwas aufhörte, das die Anderen unerträglich an einem fanden, und man hatte es nie als solches wahrgenommen. Dann gibt es die Situationen, wo man sich nüchtern betrachtet, wie man etwas, was längst aufgehört werden sollte, nicht aufhören kann, man scheitert sozusagen am Aufhören. Allerdings kann es einem auch gut tun, einmal der eigenen Ohnmacht eine Chance zu geben und, nach tiefem Luftholen, ins All hinein Richtung Putin, und von mir aus auch in Richtung Zelensky zu rufen: Aufhören!!!, wohl wissend, dass das nur einem selbst einen Nu erleichtert, und nicht einmal das. Kann denn niemand, übersetzte jemand die Worte einer russischen Frau aus Mariupol, den Kerl stoppen? Alles Leid, meinte sie, nur wegen diesem einen Idioten! Aber gerade weil er gar nicht allein ist, sondern eine Höllenmaschine mit ganz vielen Statisten losgetreten hat, kann er jetzt nicht aufhören, und auch sein Gegenspieler kann nicht mehr aufhören. Der will sein Land behalten, damit die Überlebenden zurückkommen können oder was auch immer die letzte Szene des dummen Spiels sein soll. Aber man bedenke, dass selbst Putin noch ein geistiger Zar werden könnte, wenn er auf einmal an ein funktionierendes Weltmikrofon treten würde und sagen: gut, ich höre auf, das ist schief gegangen, ich bin gescheitert. Ein Raunen des Staunens würde, wenn auch mit misstrauischen Tönen, dann doch durch die Welt ziehen, na ja, da höre ich jetzt ebenfalls auf, denn die Zeit ist nicht oder niemals günstig für allzu unrealistische Vorstellungsszenarien. Aber es gehört einem der eigene Geist (nicht wahr?), und auch wenn es darin scheinbar undurchdringliche Labyrinthe gibt, so kann man sie immerhin selbst durchwandern. Optic walking!

 


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