Baba(s)

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„Babas“, auch „Sadhus genannt, sind überall in Indien zu sehen: herumwandernde Mönche, die, je nach Glaubwürdigkeit, auch ehrenwerten Bruderschaften angehören können, aber nicht müssen, ja, oft auch nicht können, weil sie nirgendwo Lernenswertes gelernt haben und der geübte indische Blick sie erkennt und einstuft. Auch wenn die Einstufung negativ ausfällt, gilt es als gutes „Karma“, sie zu ernähren und zu erhalten. Auf diese Weise wird dann auch viel Kriminelles und Faules erhalten und ernährt, aber das macht dem Hindu nix aus, weil es ihn ja nichts angeht, was der Sadhu mit seinem Karma macht, denn er selbst gibt ihm ja was. Würde das universelle Geschehen nicht auch das Wachsein offerieren, hätte so eine Einstellung ihre rechtmäßige Logik. Auch braucht man nicht fürchten, dass Sadhus verhungern, denn es gibt Orte wie diesen hier, an denen kein Mensch verhungern kann.Täglich kommen Hunderte von Pilgern mit vollen Münztäschchen und gehen nach dem gesegneten Bad wieder frohen Mutes mit leeren Geldtäschchen zurück. Wenn ein Baba sagt: „Bring Mehl!, oder sonst was, dann bekommt er das. Nicht von mir, denn ich bin ausgestiegen aus der „Am-Feuer-sitz-Welt“. Sie tun ihre Arbeit nicht, nehmen ihr Amt nicht mehr ernst. Sie sollen der Wahrheit auf der Spur sein, aber die Wahrheit hinterlässt keine Spur in ihnen. Im Gegensatz zum „Baba“ bin ich eine „Mata“. Sie kennen mich aus der Szene und ich werde immer noch angesprochen, ob ich nicht was zu rauchen habe in meiner Sadhutasche, oder Geld zum Rumreisen, oder Zutaten für Chai, die Luxus geworden sind. Ich grüße sie höflich (mit Jai Bolenath!, ein Gruß an den „unschuldigen Herrn, Lord Shiva), und manchmal zuckt meine Hand am Schwert, aber ich darf ja nicht mit ihm fuchteln. Vielleicht ist die Zeit einsamer Männerleben auf der Suche, ja nach was denn, vorbei, die Zeit in den Höhlen, auf den Bergen und in den Wüsten…..die Zeit an der Asche! Ah! Bhabhuti! Bhasmi! (Asche!) Meine Zeit an der Asche! Unzerstörbares Gut.
Avinashi rup!
Einer lebt unter uns am Wasser, in einer Art Käfig. Da sitzt er nicht am Tag, denn das Gitter, das ihn von den silbernen Affen schützen soll, macht klar, wie sehr er ihnen gleicht. Er trägt nur Asche, ist nackt, und schweigt. Er spricht nie. Wenn er um den See geht, wo ich ihn heute von weitem so unauffällig wie möglich photographiert habe (siehe oben), trägt er einen schönen Schal. Was so ein Schal nicht alles leisten kann! In der rechten Hand trägt er einen Dreizack, Drisul genannt, ein Symbol von Shiva. Er ist ein Naga Baba, ein Nackter. Das muss man sich mal vorstellen: Tag für Tag in Asche und ohne Worte. Wahrscheinlich ist er auch einer der ganz Wenigen in Indien ohne Handy oder Smartphone. Wenn er grüßen will, bimmelt er mit einem kleinen Glöckchen. Manchmal gibt er eine Blume oder ein Stück Obst, das andere ihm gegeben haben. Er verbreitet eine gute und unaufdringliche Stille.

Das Bild zeigt ihn, wie gesagt, beim Vorübergehen, und rechts eine Aschenschale für Räucherstäbchen, heute früh aufgenommen am Shani Tempel.


2 thoughts on “Baba(s)

  1. Anja Kronenberg Antworten

    Danke für die Einladung zu Deinem Blog <3
    Gleich berührt und nachdenklich gemacht von Deinem Baba(s) Beitrag!
    "… Sie tun ihre Arbeit nicht, nehmen ihr Amt nicht mehr ernst. Sie sollen der Wahrheit auf der Spur sein, aber die Wahrheit hinterlässt keine Spur in ihnen…" Ich glaube das ist ein ernst zu nehmenes Übel, nicht nur bei den Babas. Das lässt sich leider so oft beobachten.

  2. Tamara Ralis Antworten

    Eine der großen Gefahren heute, ist dieser Zustand des NORMALIZING. Das Abartige, Grausame um uns und in den Medien, wird durch psychische Abnutzung fast als normal hingenommen. Auf Kinder wird keine Rücksicht genommen. Wir gewöhnen uns daran und das Gewissen schaltet sich aus. Bleiben tut die Sensation, die durchsaust.

    „Das akkurate Lesen von Zeichen
    verschwindet. Das Auseinanderdriften des Kollektivs hat zur Folge,
    dass die Zusammenhänge nicht mehr erkannt werden“.

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