deswegen

Das Wort „deswegen“ zählt neuerdings zu den Begriffen, die bei mir auftauchen, und gerne am Anfang des Satzes, sodass ein Vorher gewissermaßen  vorausgesetzt werden kann. Deswegen möchte ich den Faden des Kaum-merklich-Hineingeratens nochmal aufnehmen. Wenn es die angeforderten Waffenlieferungen an die Ukraine betrifft, so ist mir klar, dass das geschehen muss. Im momentanen Zustand der Situation ist es der einzige Ausgang des Krieges, den man erleben möchte, eben, dass die Ukraine ihn gewinnt. Auch wenn es ein Prachtbeispiel einer Warnung für alle regierenden Diktatoren wäre, die Finger von Ländern und Menschen zu lassen, die die gewalttätige Einmischung in ihr Leben ablehnen, wäre in jeder Hinsicht der Preis schon bezahlt, und der ist jetzt schon höher, als dass er jemals wieder ausgeglichen werden könnte. Selbst wir als Deutsche können den Preis des Geschehenen nicht ausgleichen, was soll man da ausgleichen. Das Einzige, was dann legitim ist, kann aus der Erfahrung stammen. Wenn man wirklich begriffen hat, dass das ganz und gar Unbegreifliche jederzeit eintreten kann, und ich deswegen mit den eigenen Einstellungen in Kontakt bleiben muss, damit ich das, was tatsächlich bei mir ankommt, auch einordne in meine persönliche Wahrnehmung.. Also: gegen Waffengewalt, und in diesem Fall vernunftsbedingt dafür, wenn man hier noch von Vernunft reden kann. Irgendwann ist ja bekanntlich alles vorbei, oder die Puste geht aus, oder Druck kommt von Seiten, die man nie zu sehen und zu hören bekommt. Und in einer menschlich so schwer belasteten Szene macht man gerne automatisch die Fliehenden zu den Guten, denn sie fliehen vor dem Bösen, und die Rabenschwärze dieses Bösen ist nicht zu leugnen. Immer wieder ist das geschehen, und man beleidigt den Raben, wenn man denkt, seine Farbe sei das Dunkelste, was einem Menschen einfallen kann auf der Skala der Unfarben. Auch nach oben gibt es Unfarben, ins vemeintlich Himmlische hinein also, oder in die Verlogenheit religiöser und esoterischer Darstellungen. Die Grenzen sind oft schwer erkennbar, man kann das nur klären über sich selbst. Deswegen grüble ich auch weiterhin darüber nach, ob es nicht doch einen (inneren) Ort gibt, der bei aller möglichen Nähe zum Menschen und bei allem Mitgefühl, das sich selbst mitunter aktivieren kann, ob dieser Ort also nicht doch einen Raum bietet, wo man sich bedingungslos treu bleiben muss/kann/soll, damit man dem Grundton des Dramas gegenüber gerecht bleibt. Komödiantenhafte Tragödien haben so ihren eigenen Humor, der den Schrecken über das persönliche Scheitern des Menschseins etwas abpolstert. Erwischt man sich hier in der Phase der Hängemattensitzung zwischen zwei gleichermaßen gruseligen Abgründen mit einem pechschwarzen Strohhalm im Mund, an dem noch das Blut falscher Hoffnungen haftet, dann…ja was dann. Dann kann’s immer noch konzentriert und still werden. Deswegen.

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