erholsam

Die Zeit, die wir gerade (in gewissem Sinne gemeinsam) erleben, eignet sich auch dafür, bestimmte Worte, von denen wir flüchtig überzeugt waren (oder sind) zu wissen, was sie meinen, ich meine für mich selbst, aber auch, was damit gemeint ist, ursprünglich und in zeitbestimmtem Maß, also was aus ihnen in einer bestimmten Zeitspanne geschehen ist, und was wir darunter verstehen (usw.). Ich trenne mich jetzt vom „Wir-en“ und navigiere hinüber zum Ichen. So habe ich zum Beispiel heute früh gehört (was die meisten schon wissen), dass heute nicht nur weiterhin Impffreiheit besteht, sondern dass ab heute eine ungeheuer erwachsene Freiheit ausbrechen darf, eben, ob man weiterhin verschleiert gehen möchte oder gar ein Stückchen Radikalität in sich entdeckt und auf gar nichts mehr achtet, also fast wie vorher weitermacht. Und trotzdem kann man, wenn man möchte oder muss, die Regierung weiterhin beschuldigen, sie täte was mit einem, was man nicht will, das kommt ja auch oft genug vor. Ich also habe neulich beim Papierwegwerfen dieses kleine Ei gefunden, auf dem „Freiheit“ steht. Obwohl ich keine Eier esse, mochte ich die Eiform schon immer, sie ist verheißungsvoll. Wenn die Freiheit ausgebrütet werden soll, was oder wen erwartet man da, wenn die Schale zerbricht. Oder ist man gar am ganzen Brütungsvorgang beteiligt und fühlt auf einmal die zuvor ungeahnte Bürde, dass es plötzlich darauf ankommt, was ich denke und bin, und dass sich alles, was in mir vorgeht, auf den (Freiheits)-Embryo auswirkt, und wie dadurch wiederum sein oder ihr Denken auf die subatomare Umwelt strömt . Das ist nicht ohne, denn überall steht ein Tisch, an dem Menschen sich treffen und was zueinander sagen, was dann zum Brütvorgang führt, was wiederum die Frage gebiert, ob man das frei nennen kann, wenn ständig so viel durch mich hindurchströmt, sodass ich sinnieren kann, nur das Strömen sei frei, denn es hat gar keine anderen Optionen als strömen. Vielleicht meinte Krishna (der Gott der Liebe) genau d a s, als er zu Arjun sagte, er könne seinem Schicksal nicht entrinnen, denn dieses Schicksal ströme bereits in die unaufhaltsame Richtung. Darüber muss bzw. kann man nachdenken, und natürlich kann man sich immer mal selbst fragen, was man etwa unter „Freiheit“ versteht.  Meine geistige und körperliche Freiheit wurde also in der Tat bereits durch Corona ziemlich eingeschränkt, wobei ich sagen muss, dass ich zeimlich gut durchnavigiert bin, obwohl es allerlei zum Trauern  und zum Auseindersetzen gab, aber gerade durch die Zuschnürung gab es Anregung zu neuen Formen der Wahrnehmung, auch ein gewisses Umpolen der Bedürfnisse in elegant gesteuerte Optimierungen auf der Basis von Entschleunigung. Überhaupt: der Luxus der Vereinfachung! Angenehm finde ich auch, dass ich eine Scheu hatte, Bilder aus mir herauszulassen, wenn die Bilderverdauung durch den Schrecken des Krieges deutlichen Vorrang hatte. Was kann ausgedrückt werden, was muss gar nicht gesagt werden, wenn es so viele andere auch schon gesagt haben. Muss ich unbedingt eine Meinung bilden, wenn ich gar keine wünsche, also gerade  keinen  Hunger nach Meinungen verspüre. Bin ich frei genug zu erleben, was ich wirklich erlebe, und was erlebe ich denn wirklich?Und wie wirklich ist diese Wirklichkeit? Da sagte ich freundlich zu mir: weiß doch mal nicht, wer du bist, das ist doch ganz erholsam. Und siehe da: so ist’s.

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