Korridor

Dann geht es weiter und hat ungeheures Ausmaß. Wegen dem unbezahlbar gewordenen Weizen beginnen die Hungersnöte, und auf der anderen Seite beginnen die Hamsterkäufe. Beides ist unerträglich und ein hoher Preis, wäre der Preis nicht eh schon ohne alles Maß. Und man merkt an sich selbst diese Dämpfung des Berührtwerdens. Auf was bereitet man sich vor, und wann und wieso lässt man das dann doch alles sein? Wie automatisch kommt sowieso noch genug auf einen zu, und ständig muss man Entscheidungen treffen, was nun reflektiert werden will und was nicht. Als bei mir die „Holi“-Festival Grüße eintrafen, fragte ich mich, ob die Inder wohl mitbekommen, dass dieser Krieg stattfindet, und natürlich wissen sie es. Aber die meisten sind auch für Narendra Modi, und der hat sich mit Putin schon durchgeschleimt, weil sie einander dringend brauchen und einander viel versprochen haben. So sind mal wieder alle drin (wo denn sonst) und arbeiten an der Zeitenwende. Prophetische Aussagen sind an der Tagesordnung. Und hinter der Kriegskulisse läuft noch ungelöst der Virenrummel, vielleicht auf eine Volksdurchseuchung zu, oder vielleicht interessiert es bald gar keinen mehr. Das ist auch möglich, dass die Zuneigungen und die Interessen und die Emotionen nachlassen können, Gefühle wieder ausweichen möchten in Entlastung. Die ist aber auch nicht wirklich auffindbar, denn während hier ein gewisser Bann des „Normalen“ herrscht, sterben dort im Krieg ständig Menschen, weil niemand den Wahnsinn stoppen kann. Wir bezeugen die Verwüstung und Vernichtung eines Landes. Dass das wirklich geschieht, glauben manche russische Eltern ihren Kindern in der Ukraine nicht, die sich vielleicht gerade im Studium befanden. Doch obwohl sich das Gebäude der Vorstellungen immens vergrößert hat durch den Wunsch, an glaubwürdige Informationen heranzukommen, spüre ich einen Wunsch in mir nach Leere und Meinungsstopp und dass alles Aufgenommene erst einmal sinken möge in diese Tiefen, aus denen es wieder emportaucht in eigener Zeit und Dosierung. Vielleicht eine Kampfpause, ein Korridor, durch den das Lebendige sich in Sicherheit bringen kann.

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