aufatmen

Da hielten wir alle mal den Atem an – um dann kurzfristig in ein Aufatmen übergehen zu können. Ja, so ziemlich alle von uns. Uns: wir alle, oder zumindest die meisten von uns, verloren die nicht mehr ganz stabile Fassung und wir streiften das schlechthin Fassungslose und kamen zurück. Was, wenn einer der Reaktoren getroffen worden wären oder werden wird oder werden würde. Da friert schon mal der Gedankenfluss ein oder wird mucksmäuschenstill, oder sinkt noch eine Etage tiefer, diesmal im Mucksmäuschenhörstil, und man lauscht in sich hinein und in die empfangsbereite Ruhe des Wortlosen. Und kehrt zurück zu den Denkversuchen und den im Nichts sich verankernden Fragen des „Was, wenn…“. Wenn ganze Landstriche und Länder nicht mehr bewohnbar, und Nahrung nicht mehr erntbar und essbar wäre. Auch das lassen wir, oder lasse ich hängen im Nichts, denn es ist noch nicht da, es kam nur sehr nahe. Während wir noch ein persönliches Streitgespräch führen darüber, wie dunkel ein Dunkel werden kann, und ob man da noch was Erhellendes finden muss, müssen russische Restaurant-und Ladenbesitzer um ihre Existenz fürchten, weil sie von derselben Dummheit attackiert werden, die überall zu fürchten ist. Und in all dem geradezu verblüffend Guten und Berührenden und Intelligenten, also den bedeutenden menschlichen Manifestationen, die zur Zeit leicht zu finden sind, bezeugen wir dann den finstren Fleck, der auch niemals fehlt und in letzter Konsequenz dem waltenden Prinzip der Ausgleichung zuzurechnen ist, so qualvoll das Ertragen manchmal sein mag. Nicht nur an Anderen, sondern auch an sich selbst, mir selbst also. Da schaut man aufmerksam um sich und findet schön, was man hat. Tatsächlich ist da eine Ausgeglichenheit zu spüren. Wir hatten ja Zeit und Muße für die Gestaltung dessen, was uns wünschenswert schien und immer noch „scheint“ im Sinne von „leuchten“. Es sieht nach uns Beteiligten aus und hat wenig Mobiliar, das man nicht doch noch verrücken könnte, wenn es Zeit dafür sein sollte. Aber aufgeben? Wieder an die Tasche denken, die schon mal bei Tschernobyl geraten wurde und nie zustande kam. Was würde man denn nun tatsächlich mitnehmen wollen und müssen, wenn einem ein Umstand keine andere Wahl mehr lässt. Wenn es dann eines Tages mehr Flüchtende geben würde als Ansässige, die Stromnetze unwiderruflich gehackt von Darknet-Ameisen, der einst bedeutungsvolle Strom des kapitalistischen Schlaraffenlandes am Boden zerstört –  da muss ich jetzt aufpassen, dass sich in meine samstägliche Bereitschaft zum Düsterbasteln nicht doch ein Schimmer einschleicht, denn Nomaden hätten wieder eine Lebenschance, und Schuhmacher und Wanderer auch undsoweiter. Doch ist auch so vieles gerade im jetzigen Nu verfrüht. Nur muss das Denken und seine herzerfrischende Mühseligkeit ab und zu mal gelüftet und geliftet werden, sonst verzieht sich auch noch der Humor, der einem beigebracht hat, trotz allem das Lachen nicht zu verlernen. Ich wünsche einen gelassenen Samstags-Einkauf, und dann auch noch am Rest des Tages!

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