Das „Was, wenn“ bleibt für uns alle, die wir nicht in der Ukraine sind, weiterhin eine Formel der Angst, die nicht unbegründet ist. Die Worte der Anderen helfen oft auch nicht.Und wie wir’s auch drehen und wenden, so wissen wir doch, dass wir in den nächsten Stunden Zeugen eines grauenhaften Geschehens sein werden, denn nichts wird den entmachteten Wunschzaren aufhalten können. Das ist schon ein bitterer Happen des Weltwissens: dass wir, wenn wir sie dringend aufhalten müssten, sie nicht aufhalten können. Niemand hat sie je aufhalten können, und immer wieder haben sie ihr Unwesen getrieben. Dann gibt es kurz die zuweilen heroische Einstiegsbereitschaft der Vater-oder Mutterlandsverteidiger, bis sie tot oder verstümmelt oder traumatisiert sind. Auf einmal gelten tote Körper den entmenschlichten Vernichtern als Siegestrophäen. Man kannte sie nicht, obwohl sie sich einmal Brüder und Schwestern nannten. Alles Worte, die nicht mehr unbeschwert klingen. Man ringt um die Fassung, die es gar nicht mehr gibt. Rückwärts und vorwärts kommt einem das Leben kurz vor. Es ist doch meistens die Katastrophe, die den Blick weitet und in den lebendigen Augenblick führt, wo man den Anderen in die Augen schaut, als hätte man sie vorher irgendwie nicht richtig gesehen, obwohl man so sehr wollte. Nun kann eine einzige Geste einen Weltkrieg auslösen, ein Druck zu viel, eine unerträgliche Aussichtslosigkeit kann ihn erfassen, der sich als Superman empfand und nun umgehen muss mit der überraschenden Wirkung. Und sie ist überraschend. Vielleicht war auch an manchen durch Trägheit ermüdeten Ecken und Winkeln des Menschseins die Pandemie ein Vorreiter für nachdenkliches Verhalten, denn wenn Tod und Leben in so eine spürbare Nähe kommen, konzentriert sich der Blick bereitwilliger auf das Wesentliche. Über das, was einem wesentlich erscheint, kann man dann noch weiterhin nachdenken, solange und soweit man Zeit hat. Es ist auffallend, dass niemand mehr über Omikron redet, obwohl er (der Eindringling) bereits im Rückzug war. Vielleicht geht das Verschwinden schneller, wenn niemand mehr an ihn denkt. Nun taumelt Putin durch die Gehirnzellen, und so mancher Witz kratzt auch an den Gelüsten der Vernichtung, die ihn gerne wegpusten würden. Wer aber alles hinter ihm steht und sein Großreich-Märchen mitgetragen hat, das wissen wir nicht. Selbst Oligarchen haben sich von ihm distanziert, aber es reicht nicht zu einem Staunen. Seien wir also anwesend mit unseren eigenen und den politischen Bewegungen, wie wir es können, und ertragen das Unerträgliche. Wie weit das von uns erforderlich werden wird, das werden wir sehen. Wir werden sehen.