möchten

In einer schönen Holzkiste, in die ich nach einigen Jahren während einer der Lockdowns mal hineinschauen wollte und nicht dazu kam, wühlte ich nun erneut herum in der schwachen Hoffnung, etwas, an was ich mich überhaupt nicht erinnere, einfach in die Papiertonne werfen zu können, ja, warum überhaupt nochmal hinschauen!? Wenn einem durch Erdrutsch oder Wassermassen alles entrissen wird, ist das auch keine Lösung, denn nur der freie Wille, sofern man über dieses Phänomen nachgedacht hat, bringt hier das gewünschte Resultat. Und natürlich waren die Blätter hochinteressant, vor allem in der Wahrnehmung einer völlig anderen Zeit und anderen Menschen, die dort vor wenigen Jahren zur Sprache kamen und ihren Weltblick beschrieben. Hochbegabte Artikelschreiber, die sich in allen möglichen Themen einnisteten und recherchierten, sodass man sich sofort wieder bereichert fühlt(e) von dem, was man ja immerhin schon damals selbst ausgewählt hat und zur Seite gelegt. Artikel über den Tod von Mahatma Gandhi waren ebenso vorhanden wie die seitenweisen und von tiefer Trauer durchzogenen Berichte über den plötzlichen Tod von Frank Schirrmacher, über den heute noch gerne gestaunt werden darf, denn er war ein rundum ergreifender Mensch, der sein persönliches Geheimnis als die Liebe zu seiner Frau und seinen Kindern verriet, oft ein größeres Geheimnis, als man zu denken pflegt. Die ganze Kiste war also voll mit mir entsprechender Gedankenpflege, und es kostete mich alle Mühe, wenigstens ein Häuflein zur Seite zu legen mit Themen, die nun wirklich nicht mehr so aktuell schienen oder scheinen. Doch was nützt es, wenn der Packen dann um die Hälfte kleiner geworden ist und nun noch einmal unter Beobachtung kommen muss. Oder eine einen eiskalt überfallende Erkenntnis könnte klarmachen, dass alles Artikelte in letzter Konsequenz relativ ist, und man zugeben muss, dass man sich selten an einen einzigen Satz erinnern kann, so unvergesslich sie einem auch vorkommen mögen. Ich bin kein Gandhi Fan, aber fand es doch berührend, als er meinte, dass er in dieser Welt, so, wie sie sich entwickelte mit all den Feindschaften um ihn herum, die er nicht ändern konnte, er also meinte, in so einer Welt nicht mehr leben zu wollen. Na gut, das kommt also mal in die Kiste unter meinem Schreibtisch, in der alle indischen Artikel lagern, für die ich die Kraft noch nicht habe, ja was für eine Kraft denn. Eben so ein gelungener Tabula-Rasa-Anfall, aus dem Abgrund aller Weisheit über die Vergänglichkeit vor allem des eigenen Seins geboren, aber na gut.  Man könnte neue Ordnungen anlegen und sich selbst überraschen, indem man lange verborgene Dinge irgendwo offen hinlegt und sie sogar anderen zeigt, deren Desinteresse sich notgedrungen zeigen müsste, denn sie haben eigene Kisten und Ecken des Verborgenen, die sich von selbst nicht leeren. In einem meiner auch noch sorgfältig beschrifteten Häufchen (Philosophie – Psychologie -Atombombe -etc.) fand ich auch diese Collage oben, deren Text mich immerhin etwas erheitern konnte: „Ich möchte massenhaft sensible, phantasievolle und unverklemmte Menschen kennenlernen….“Na bitte!


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