dosiert

Die eher milde Dosierung einer Passion hat sich bei mir eingeschlichen, von der ich ausgehen kann, dass sie keine weiteren Leiden schafft. Rechts auf meinem Schreibtisch liegen also bedruckte Blätter, die ich aussortiert habe, und deren andere Seite ich nutze, um Farben oder Farbzusammenhänge-und klänge auszuprobieren, das geht schnell und hat keinerlei Anspruch auf Gestaltung. Sind aber erst einmal ein paar Pinselstriche zusammen gekommen, entsteht ein Sog des Auges. Vorbei der flüchtige Windhauch der Freiheit, oder entsteht er erst jetzt, nämlich durch die Zwanghaftigkeit des Gestaltungswillen, der hier auf unbedeutenster Ebene agiert, nichtsdestotrotz aber da ist. So entsteht dennoch etwas, zuweilen auch Zusammenhänge, die sich kreiren lassen. So könnte man die blaue Figur, die hier mit ihrem  Schatten an einer Luke vorbeigeht oder aber dort sitzt, als eines der Wesen sehen, die auf meinem gestrigen Bild bereits vorbeigegangen sind, und woher kommen sie, und wohin sind sie auf dem Wege. Menschen, die (idealerweise gute) Romane schreiben können, sind sicherlich von einer ganz bestimmten Art, Art hier als „Kunst“ zu lesen, denn sie trauen sich zu, die Teppiche der Schicksale zu weben und sie in Zusammenhänge zu bringen, die es nie gab. Oder manchmal gab es einiges davon, oder ein Persönlichkeitsanteil meldet sich und will unter anderem Namen eine Rolle spielen in einer Story. Neulich habe ich etwas über den Hohenhenzollern Clan gelesen, und wie sie immer wieder ihre Nazi-bzw. Aristokratennummer neu zusammengebastelt und erfunden haben, nur, um ihre eigene Vorstellung eines herausragenden Wertes um jeden Preis fortsetzen zu können. Vielleicht gefällt mir bei diesen Schmierblätter-Kompositionen die Auflockerung des Anspruchs. Das muss auch nicht unbedingt dazu führen, dass hier erwartungsgemäß ein Nichts entstanden ist, nein, sondern es ist einfach etwas anderes als das, was mit Anstrengung und viel Konzentration sich aus sich selbst bzw. aus mir selbst herausgebären will mit oft unvorstellbaren Spannungsfeldern, weil es, wie sagt man so flott, immer um alles geht. Oder geht es um nichts. Oder worum geht es denn, mir, oder worum geht es dir? Und vergiss nicht, es mir auch mal mitzuteilen, damit ich mich an den Wegen, die ihr anderen geht, erfreuen kann, nur teilbar über diesen Weg der Kommunikation, wie auch immer dieser zustande kommt und wohin er auch führt. Schweigen wie Reden kann zu Wirrnis führen, und Gold glänzt nur so lange, als es nicht missbraucht wird. Zurück zu den anspruchslosen Pinseleien, denen es trotzdem gelingt, Freude zu erzeugen. Gerade die richtige Dosis für heute, am Samstag, an dem sich die Herbstsonne verausgaben soll. Oder tut sie’s bereits, während ich noch hier sitze?

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