durchs(i)(e)tzen

Ja wer hat sich denn jetzt durchgesetzt, fragten sich sicherlich viele Bürgerinnen und Bürger, und gerne hätte man morgens gewusst, wer von jetzt an die Zügel in der Hand hält, aber es läuft ja oft genug nicht so, wie man denkt. In der Zwischenzeit wird Herr Laschet öffentlich so kommentiert, als wäre er an Dusseligkeit kaum zu überbieten, aber Kanzler werden, das will er schon. Wenn PolitikerInnen von Menschen aus dem Volk „die da oben“ genannt werden, die eben alles falsch machen, habe ich mich schon bemüht gefühlt, mich einzuschalten und sie auch mal zu bedenken mit all dem Irrsinn, mit dem sie zu tun haben, klar, so wie wir auch, aber es sind nun mal eben die Entscheidungs-trägerInnen, vor allem auch für Probleme, von denen wir wenig wissen. Als Angela Merkel da dann so herumstand in der Laschet-Gruppe, musste ich schon damit umgehen, aber mit was denn? Als meine Algorithmen mir zuverlässig einen Überblick gaben über die  laufende Trump-Szene in Washington, über die sich zuweilen der schwarze Humor in mir informiert, da sah ich den Beitrag, den ich gestern ins Netz gestellt habe und dachte an den exzellenten Eindruck, den Frau Merkel in der Welt hinterlassen hat mit ihrer souveränen Führungskraft. Schön ist auch die Frage eines jungen Mädchens, ob denn Männer auch Kanzler werden können. Wir wissen es noch nicht, ob die, die gerade schlaflose Nächte verbringen, es können werden oder nicht. Sicherlich schwebt hier wenig aufregendes Charisma um die Männergestalten herum, aber Scholz würde man gerne so eine trockene und gewissenhafte Stabilität zutrauen, wüsste man nicht, wie viel Unstabiles da schon rumorte, das kann auch ein Warnsignal sein und zu vertrauenswürdigen Leistungen anspornen. Wenn man heraustüfteln kann, was das ist. Gut fand ich, dass man, wenn man sich bildlich orientieren wollte, alle Akteure und Akteurinnen mal zu Gesicht bekam, und wenn es (schon) die Technik gäbe, einen mitlaufenden Gedankenstrom direkt in gedruckte Schrift zu übersetzen, hätte man sicher auch viel lachen können. Zum Glück bin ich keine Sofakartoffel und wir waren um 20 Uhr schon unterwegs in die eigenen Welten, denn für ein gewisses Maß an monotonen Vorgängen muss man geeignet sein, und Parteienjubeleien springen selten über auf Zuhausesitzende. Sehr anregend waren übrigens, aber das hat ja jede/r gesehen, die zwei ganz jungen Damen, die man zur Lage befragte. Verständlicherweise wollen sie mehr Veränderung. Sie sind in der taubstummen Welle satter Zerstörungsriten groß geworden, bis ihnen was auffiel: nämlich, dass man in einem Schlaraffenland leben kann, das nun wirklich alles bietet, was ein hungriges Herz verkraften und verdauen kann, während gleichzeitig die Quellen versiegen und Asche niederregnet auf Feld, Tier und Mensch. Man weiß nun, dass „Achtsamkeit“, versäumt wurde, ermüdet aber bald am Begriff der Buddhisten, von denen vielleicht ein paar wissen, wie lang so was dauert: Achtsamkeit, bevor man sie anwenden kann, bevor sie zur Wirkung kommt. Das alles braucht Zeit und muss durch die Bahnen gelenkt werden, die das Ungewisse als Grundlage mitnehmen, was nicht davon abhalten muss, klare Sicht zu erlangen über das Daseiende. So warten wir Bürgerinnen und Bürger jetzt halt darauf, wer die Kanzlernase vorn haben wird, denn von der Persönlichkeit hinter dieser Nase hängt so einiges ab. Zum Glück nicht alles.

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