zuweilen

Wenn man zuweilen mit dem für einen selbst Unverstehbaren konfrontiert ist, muss oder kann man sich fragen, was der Grund dieser Unmöglichkeit ist. So schaue ich zum Beispiel immer noch oder immer mal wieder in die Machenschaften der amerikanischen Politik hinein, und erinnere mich an den berühmten Satz von Hannah Arendt über die Banalität des Bösen, das hier noch einmal sein Spiel spielt, von dem die Einen sich überzeugt haben, dass es das Übliche ist, also die Norm, und die Anderen sich Wege suchen, um der Ohnmacht entgegentreten zu können. Und klar, es ist immer auch die Vielfalt der Erscheinungen, die nicht nur die Dramatik des Spiels bestimmen, sondern auch seine Lebendigkeit. Und so lernt man das, was einem daran lehrreich erscheint, und bedenkt das Hereingenommene und den Raum, den es braucht, um es zu verdauen. So fiel mir heute früh der Mystiker al-Halladsch noch einmal ein, der sich einst als Wahrheit deklarierte und dem man dann deswegen Arme und Beine abhackte, bevor man den Rumpf an eien Baumstamm nagelte, als einer seiner Schüler vorbeikam und ihn nach dem Sinn der Mystik befragte. Hier, sagte al-Halladsch, siehst du ihre niedrigste Form. So kann man sich sehr gut  über die Politik befragen, was man für eine akzeptable Stufe hält, und wann der Abgrund zwischen Regierung und Volk zu groß werden kann, sodass neue Wege gefunden werden müssen. Die allerdings nur neu sind, weil man sie selbst erlebt, die Flucht, den Mord, den Tod, die Ungerechtigkeit, die Dummheit und mein eigener Umgang mit dem, was mir begegnet, und was ich höre und sehe und lese. Wo ich rede, wenn ich besser geschwiegen hätte, oder besser ausgesagt hätte als geschwiegen, wo Schweigen nur Mangel an Anwesenheit ist. Über den Mann Trump sind nun eine Menge Bücher herausgepurzelt, und kaum war eins draußen, kam schon das nächste und gab ein wenig Aufschluss über das Ungeheure, aber nichts und niemand hat das Ungeheure aufhalten können. Und wenn das Attentat auf Hitler gelungen wäre, hätte auch niemand gewusst, wie viele Menschenleben das noch ermöglicht hätte. Und wer überhaupt gut geheißen hätte, dass der Irrwisch endlich weg ist, haben ihm doch Millionen ihren Glauben und ihren Lebensatem geschenkt. Und genauso, wie täglich Neues, Unheimliches über die Diktatoren der Welt herausträufelt, so träufelt bis heute Neues über Hitler heraus, und wie entsetzlich betäubt durch Wahnsinn und eine unvorstellbare Menge von gefährlichen Medikamenten dieser Mann war, denn wie soll er das alles sonst ausgehalten haben, so ein Sklave der eigenen, niedrigsten Stufe zu werden. Verschleiert und im Wahnhaften eingebettet ist das Innenleben der Menschen, und genial war und ist nach wie vor die Erfindung von Freud, einen Weg zu erschaffen, wo der Mensch sich aussprechen kann und wo er davon ausgehen kann, dass er oder sie gehört wird. Obwohl man von Freud auch sagte, dass er nicht ständig gezwungen werden wollte, in die Gesichter der Leidenden zu schauen. Oder er fand heraus, dass es ihm erleichterte, in freischwebender Aufmerksamkeit verbleiben zu können.


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