schaudern


Papierfetzen auf Kiesweg
In der Menschheitsgeschichte gibt es Gedanken, die immer mal wieder jemanden erschaudern lassen. Nein, hier sind es nicht die finsteren Korridore des menschlichen Einander-Antuns, man erschaudert also aus anderen Gründen. Zum Beispiel, wenn man von einer gedanklichen Möglichkeit ergriffen oder von ihr konfrontiert wird, die auf einmal etwas naher rückt, was bis dahin nicht im persönlichen Feld der Möglichkeiten ruhte. Das kann natürlich auch die Liebe sein, denn sie wirft einen, ganz im Gegensatz zu ihrem filmreifen Ruf, meist aus der Bahn, und es kann schon zum Schaudern führen, wenn auf einmal etwas Unleugbares in einem vorgeht, dem man nicht mehr entweichen kann, ohne Schaden zu nehmen. Heute früh dachte ich eher an Buddhas Behauptung, es gäbe gar kein Selbst. Wenn man also genau hinschaut und hofft zu finden, was man tatsächlich ist, wird man quasi von sich selbst gezwungen, den persönlichen Namen als Rauchfahne hinter sich hertrailern zu lassen, dann der Körper, ja gut, ist man auch nicht (wirklich), oder besser: ohne den oder die SteuerradlenkerIn läuft da im Körper nicht viel. Und  da hat man  bereits ausgegendered, vor allem aus Gründen des Dualitätskonstruktes, durch das man unbedingt wandern muss, um am eigenen, geistigen Rückgrat zu arbeiten. Und wenn dann die Identitätsfindungen und Benennungen gerade mal schön versammelt sind, muss man sie schon wieder auflösen und alleine und ohne sie weitergehen. Aber selbstverständlich nicht wirklich alleine, denn man trifft ja zum Glück diese und jene, die auch da weiterwandern, wo man selbst wandert. Das mit dem Selbst, das es unter gewissen Umständen gar nicht gibt, ist ein gedanklicher Brocken, kein Zweifel. Fängt man an, darüber nachdenken, verabschieden sich langsam aber sicher die Worte, genau da, wo man sie brauchen könnte!, aber nein, weg sind sie, und wer weiß schon, wohin sie sich zurückziehen und in welchen Sesseln sie sich ausdehnen und ruhen, weil sie wissen, dass sie vorübergehend nicht gebraucht werden. Was ist oder steht dann da, wenn sie weg sind? Man hört einen Atem, dann hört man auch den nicht mehr. Ob etwas da ist oder nicht, ist hier nicht mehr die Frage, und weil es auch keine Antwort gibt, hört hier was auf. Leicht erschöpft sieht man eine Hand nach leicht vergilbten Blättern aus dem Überjetzt greifen…ahhh, es ist ein Liedlein und beginnt mit den Zeilen: „Ist denn Sein allein nicht Grund genug? Muss denn Sinn immer tief und dann noch tiefer sein…?,,,und ich bin ganz froh, mal unter 500 Zeichen einfach aufhören zu können, denn ich muss aufpassen, was als Nächstes auf mich zukommt, denn soweit wir jetzt wissen, kann das Spiel zwar nicht enden, auch wenn es bedeutet, dass wir nicht mehr da sind.  Was auch immer Dasein in diesem Kontext bedeutet.

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert