Wege

Man geht ja gerne davon aus, dass jeder Mensch ein gewisses Interesse daran hat herauszufinden, was er in den paar Jährchen, die ihm gegeben sind, mit dieser relativen Zeit anfängt, und überhaupt, wie er oder sie das ganze Weltgefüge sieht und wahrnimmt, und was er oder sie daraus macht undsoweiter. Deswegen gefiel mir immer mal wieder die als schlicht erscheinende Variante der indischen Kultur, die vornehmlich zwei Wege sah, wie man das (Leben) gestalten kann oder wie es für jeden am bekömmlichsten gestaltet werden könnte. Allerdings mussten ja schon vor der Struktur, die dann entstanden ist, schon Beobachtende unterwegs gewesen sein, denen bestimmte Dinge im Menschenwesen auffielen, meist auch hier kulturbedingt. So, wie zum Beispiel der lange Monsoonregen eine gewisse Stimmung erzeugen konnte, die zum langen, stillen Dasitzen geeignet war, zur Innenschau, zur Kontemplation, aber auch zur Beobachtung des Daseienden, wie es eben zum Leben geeignet schien. Daraus entstanden diese zwei Wege also, der eine der Famileinpfad genannt, auf dem wiederum 4 Stationen zu durchwandern sind, bevor man nach allem Dazugehörenden, also Ehe, Kinder und Berufliches, dann wieder ein freier Geist sein kann. Was ganz früher wohl bedeutete, dass man sich auf die Wanderschaft machen sollte, um über das als wesentlich Betrachtete nachzudenken und um die nötigen Schlüsse daraus zu ziehen für den Rest des Weges, also Wissen oder gar Weisheit zu erlangen über die Kunst, wenn ich’s mal so nennen darf, einen guten Abgang vom Planeten zu gestalten. Natürlich macht das einen riesigen Unterschied, wenn ich zweifelsfrei davon ausgehe, dass die ganze Story weitergeht und ich unendliche Chancen habe in meiner Entwicklung, mich mit den Geheimnissen und Fertigkeiten des Daseins zu beschäftigen, bis irgendwo und irgendwann einmal…ja was denn?…kommt. Das haben wir hier im westlichen Denken nicht zur Verfügung, denn tiefer und tiefer hat man sich um die Ergründung des menschlichen Wesens bemüht und das Gefundene kategorisiert, und da alles irgendwann geschrieben stand, musste es sich auch gerade s o manifestieren, denn das Wort ist ja nun leider, oder auch zum Glück, das Instrument der Manifestation, auch wenn es gleichzeitig aus derselben Quelle kommt, die auch das Schweigen bestimmt oder den stillen Raum als ein (oder einziges) Feld, auf dem Dialog mit sich selbst stattfinden kann. Also Verbindung mit sich selbst, Beobachtung  von sich selbst, Ahnung und Wissen über sich selbst und die Sicht, die ich mir aus irgendwelchen Gründen angeeignet habe und nun oft genug unter ihrem Bann stehe, bevor ich sehen kann, dass es auch anders geht, und mir dadurch neue Handlungswege offenstehen. Und was mit mir selbst passiert, wenn ich die uralten Fragen selber zu wälzen beginne. Vielleicht „wälzen“, weil ich die dicken Brocken, um die es hier geht, nacheinander aus dem Weg räumen muss oder kann, um dem vermutlich bedeutsamsten, wenn auch imaginierten Abgrund ins Auge blicken muss, eben auf was oder wen ich da zugehe, wo es doch noch gar nicht sicher ist, ob ich da überhaupt ein greifbares Ich vorfinde, das zu mir spricht, oder vielleicht doch. Das ist die Heldenreise. Attention, traveller, for it is late, aber wahrscheinlich noch nicht zu spät. Nur für was?

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