(sich) hüten


Traveller
Es ist doch erstaunlich, wie viele Menschen zur Zeit darauf hinweisen dass, wenn „wir“ unseren Lebensstil nicht verändern, die EnkelInnen keinen lebenswerten Planeten vorfinden werden können. Natürlich weiß man heute genauso wenig wie in irgendeinem Früher, was uns Menschen noch alles einfallen wird, um  d a s, was man als die bedrohlichste Gefahr sieht, abzuwenden. Allein auf der Science Fiction Ebene, auf die wir uns schon als Weltgemeinschaft gehievt haben, kann es skrupellos und unbedenklich weitergehen, denn wer will (z.B.) nicht den schnellen Beförderer G5 kriegen, und wer ihn nicht will, ist eh schon zurückgeblieben. Und man nimmt beim kalten All-Ritt selbstverständlich auch das Wissen mit, das es einem ermöglicht, als Mensch so weit vorzudringen in die lästige Verschlossenheit des Universums, bis man genügend Data ansammelt um zu wissen, dass man auch darin ohnmächtig ertrinken kann. Und ja, der Kapitalismus bietet bei aller Erfüllungskompetenz keine redliche Antwort, und vor allem auch kein Genug! Da ist man dann wieder allein und muss heraustüfteln, aus was ein Genug bestehen könnte, wenn man es überhaupt erforschen will. Und wer soll den vielen Menschen beibringen (wollen), hey, du bist auch beteiligt an der Beraubung der Kindheiten in fernen Ländern, wo die preiswerten Schnäppchen herkommen. Und wer bietet das überhaupt alles an, sodass man nur zugreifen muss, um zu haben, was man will. Und bezahlen dafür natürlich muss man schon, das ist der Deal, das ist hart, denn dafür muss man viel arbeiten, das ist er, der Kreislauf des Habens, und ist nicht immer kompatibel mit dem Kreislauf des Seins. Und ich würde auch sagen, dass der Mensch, also zum Beispiel ich, mich nicht zu weit wegbewegen sollte von der Natur, denn es entgeht einem sonst zu viel von dem, was wirklich schön und erlebenswert ist. Ich favorisiere ja das Wort „HüterIn“, am liebsten gleich „Hüterin“, weil sich der männliche Geist m.E. in der Hüterrolle nicht sehr bewährt hat, und ja (unauffälliges Gähnen), die Frauen haben auch mitgespielt. Aber ist jedes Spiel nicht irgendwann einmal zu Ende? So wie „das Geheimnis Tod“ uns das vormacht, wenn es sich wie zufällig an unsere Schwelle wagt, aber weiter geht’s trotzdem, meistens erschütternd fließend, ohne einen selbst. Da steht man dann an irgend einem Tor mit dem ganzen Pakt, den man geschlossen hat. Hat man geschadet, hat man geraubt und geglaubt, das wäre irgendwie tragbar. Gestern habe ich gehört, es wäre normaler Usus für Gärtner, die als widerlich und gefräßig empfundenen Schnecken mit einer Schere mittendurch zu schneiden, Salatterroristen, die sie nun mal seien. Und klar, dass seit Jahren, wenn es ein Moskito schafft, sich durch meine Vorhänge zu arbeiten, dort schon meine Mordwaffe bereitliegt, eine schlichte Sandale, die das Ziel durch ihre Biegsamkeit selten verpasst, was wiederum zu einem Blutfleck an der Wand führen kann. Der Dalai Lama, der bei solchen Gedanken, in gefährlicher Nähe zum Naiven,  gut als Joker Karte dienen kann, würde zum Beispiel vom Moskito auch genervt sein, sagte er, aber nicht töten würde er das Tier, sondern vielleicht eher fangen und raustragen, oder mehr darauf achten, dass sie nicht reinkommen. Zum ersten Mal fällt mir die Verbindung von „Hüten“ und „Verhüten“ auf. Wer verhüten kann, was er oder sie nicht will, ist vermutlich zum Hüten besser geeignet. Nicht, dass man den Erfahrungspegel nicht ausreizen sollte. Aber irgendwann, denke ich, muss man die vorhandenen Einstellungen soweit klären, dass eine Richtung zu erkennen ist.

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