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Der Artikel  lag auf dem Tisch, als ich zurück kam vom Draußen und kann unten leserlich nachgelesen werden. Ich hatte gerade im Radio gehört, dass Aldi vorhat, in Zukunft 4 verschiedene Fleischarten einzuführen und anzubieten. Natürlich will Aldi durch den Vorstoß kein Geld verlieren, aber es ist trotzdem ein Schritt in die Gehirne der KundInnen, die in neue Entscheidungen quasi gezwungen werden darüber, wieviel Gras z.B. eine Kuh betreten darf, bevor sie zur Verspeisung abgeholt wird. Das erledigt auch beileibe nicht alle Quälereien, die auf Erden üblich und akzeptiert sind, bevor man von den zeitweiligen Empörungen wieder ablässt und sich fragt, welche Art von Wahrnehmungen denn nun eigentlich angebracht sind für einen selbst. Ich habe kein Problem mit der Menschenmöglichkeit, mich vom Weltgeschehen zeitweilig zu distanzieren, denn auch das Mitgefühlte verblasst, und nach Moria kommen Leichen am Ganges und Verfolgte und dann auch mordende Muslime, alles dann doch Einzelschicksale, die einem allerdings durch die inneren Bewegungen menschliches Schicksal  zu Herzen führen, sodass man sich schulen kann im freiwilligen Mittragen des Leides. Günstigerweise gleichzeitig mit dem Zulassen der Liebe, und welcher Liebe, und wie überhaupt die Grenzen des Hungerns nach allem Möglichen überschreiten und Raum finden auch für das Unsagbare. Denn es bleibt doch unsagbar, wenn das Quälen der Wesen einfach nicht aufhört, und man nie wieder herausfinden kann, wer der mordende Somalier eigentlich war, bevor er psychisch am eigenen Hass erkrankte, vielleicht am schwer zu kapierenden Unrecht in der Verteilung der Güter und der Hautfarben und der zugestandenen Rechte.  Und man darf  vor lauter Grauen und Schrecken nicht vergessen, dass sich immer auch Pfade bahnen in die lichteren Richtungen, nur, dass man sie auch für sich klären muss: was bedeutet das, eine lichtere Richtung zu wählen, und lichter als wer? Es ist verständlich, dass die Mutter von Derek Chauvin Leid erfährt, wenn der Sohn, den sie für den besten der Welt hält, trotzdem vor aller Augen gnadenlos auf die Ader des Schwarzen gedrückt hat, damit alle sehen können, was für ein ganzer Kerl er ist.  Auch für die unergründliche und unerbittliche Torheit und Dummheit des Menschen kann man Mitgefühl haben. Kann man?

Der Text:

Die Fleischindustrie hat sich in den letzten Jahrzehnten ein perfektes System geschaffen, das es ermöglicht, alles zu unternehmen, was der Profitmaximierung dient. Das Prinzip ist vergleichbar mit der Mafia;  Die Fleischbranche hat das nur noch mehr perfektioniert: Dinge, die eigentlich illegal sein müssten, wurden sogar legalisiert. Wir sprechen hier von institutionalisierter Tierquälerei in der Nutztierhaltungsindustrie. Da ist es nur folgerichtig, dass man sich „handzahme“ Behörden schafft, die diese Tierquälerei kontrollieren und auch noch für gut erachten. Ein Landwirtschaftsminister, der wirklich seinen Job macht, würde wohl schneller rausfliegen, als man gucken kann, weil das als Bedrohung für die Branche wahrgenommen würde. Mit der momentanen Politik, egal ob rot, schwarz, grün oder sonstwas, wird es keinen echten Wandel geben. Uns läuft die Zeit weg, und die Lösungen, die jetzt kommen, um den Klimawandel und andere große Probleme anzugehen, oder auch zukünftige Pandemien zu verhindern, sind, als hätte man versucht, das Problem auf einem Bierdeckel zu bewältigen. Nichts davon hat die Tatkraft oder die Wucht, die nötig wäre, um diese Probleme zu lösen.

Friedrich Mülln


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