simpel

Einmal habe ich in dem wunderbaren Buch von Jonathan Safran Foer ‚Tiere Essen‘ einen Satz gelesen, der mich zutiefst berührt hat. Ich war es schon lange gewohnt, Vegetarierin zu sein, ohne viel darüber nachzudenken. As ich Anfang meiner Zwanzigerjahre im Ensemble des ‚Living Theater aufgenommen wurde, waren alle vegetarisch, aßen aber Eier, was ich dann in meinem indischen Dorf auch lassen musste, weil dort schon seit Urzeiten  vegetarisch gegessen wurde, darüber dachte damals noch keiner nach. Für mich machte es an diesem Punkt einfach keinen Unterschied, und wer indisches Essen liebt, weiß auch warum. Ein Unterschied kam, als ich den Satz las. Jonathan Foer erzählt, wie er auch gewohnt war, Fleisch zu essen, selbstverständlich war das in seiner Familie, bis er einen Sohn bekam und sich Gedanken darüber machte, wie er ihn zu ernähren gedenke. Es kam der Tag, an dem der Kleine auf den Teller schaute und fragte,was das sei darauf. Das sind Tiere, mein Sohn, das sind Tiere, sagte der Vater. Da rutschte in mir etwas tiefer im Inneren, so, als hätte ich auf einmal die Info bekommen, warum ich selbst Vegetarierin bin, eben weil es Tiere sind, an deren Vernichtung zu meinem lukullischen Wohlbefinden wenigstens ich nicht mehr teilnehmen möchte. Mir gefiel die Wirkung des sehr einfachen Satzes. Wir wissen alle, dass die Dinge sehr komplex sind, will man sie wirklich verstehen, aber es gibt auch die Wirkung der schlichten und einfachen Wahrnehmung. So muss jede Generation mit irgendeinem Krieg umgehen, den man nicht übersehen kann, denn wir sind Kinder unserer Zeit. Und obwohl ich mit meinen persönlichen Betroffenheiten zur Zeit etwas weniger in Amerika, dafür aber mehr in Indien unterwegs bin, so ist es mir doch nicht gelungen, über den Krieg in Israel einfach den Kopf zu schütteln, in beide Richtungen natürlich. In jedem Krieg muss es einen Punkt geben, wo das Absurde sich zeigt und dann selbst überholt. Als wenn nicht alle wüssten, dass da profitiert wird, und wieder ist der Auslöser beklemmend banal. Irgendeiner ging irgendwohin, um sich behandeln zu lassen, was andere nicht gerne gesehen haben. Aber es zündet ja nur, wenn alle bereit sind zum Zünden. Echt jetzt, denkt man etwa, so viele Raketen haben die da zum Abschießen, wer finanziert das? Die sich zum Gott Erhebenden oder um diese Auszeichnung Bangenden basteln sich dann eine eigene Ebene. Aber man kann ruhig fragen, warum Indien eine Atommacht ist und unbedingt auf den Mond muss, wenn das zu regierende Land in Chaos versinkt und seine Menschen auf den Straßen unbeachtet verenden. Und sind über sechzig tote Kinder, egal auf welchem Streifen, nicht genug Grund, um einen Krieg zu beenden? Es ist ja beschämend, wie fast normal es gesehen wird, dass Kriege immer wieder aus den ähnlich gearteten Gehirnen heraus als Notwendigkeit proklamiert werden, während die, die sich so eine krieglose Welt vorstellen können, eher als harmlos gelten. Ist ja auch so, zumindest in der Ausrichtung bemüht, so wenig Harm wie möglich zu verursachen, Und dann zu merken, wie schwer es ist, weil jede/r Einzelne etwas anderes Harmvolles erfahren hat, das ihn oder sie zu dem macht, was man dann ist. Wie man damit umgeht, für was man sich letztendlich entscheidet. Gerne möchte man denken, dass die sogenannten neueren Generationen da etwas bewusster sind, und vielleicht kommt ja mal der Tag, wo im Angesicht irgend welcher schwer nachvollziehbaren Umstände zum Krieg gerufen wird und keiner mehr hingeht.

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