baden


Gerechtigkeit & Vernunft gehen baden

Das ist eines der wenigen Bilder, bei denen mir zuerst die Worte kamen, zusammen mit einem Bild des Ozeans, in dem sie baden. Eigentlich sind beide weiblich, aber die linke Figur als Gerechtigkeit sieht eher männlich aus. Noch halten sie sich über Wasser, und es sieht fast so aus, als würden sie sich unterhalten. Oder ermutigen sich gegenseitig in dem Gedanken, dass die Vernunft nicht immer baden geht, wenn das Bild vor Augen zu schwimmen beginnt. Und immer wieder diese (freiwillige) Anstrengung, zum eigenen Denken zurück zu kehren und der Vielfalt des inneren Lebens Aufmerksamkeit zu schenken. Und niemand wird sagen können (oder werden es doch sagen können), dass dieses Phantom, das gerade die Welt beherrscht, keine Möglichkeit geboten hätte, Zugang zu erschließen zum eigenen Wesen, wenn das nun erwünscht ist und die Haushaltsbilanz es zulässt, oder der geistige Zustand, oder die häuslichen Beziehungsnetze. Am besten in gleicher Gültigkeit gesehen wie Planeten, die sich wechselseitig umkreisen, lockere bis streng geordnete Archive, die einem aus der eigenen Bibliothek Material zusenden können, ohne einen ungebührlich zu belasten. Und immer wieder auch die Empörungen zulassen, auch wenn man nicht mit einem Plakat am Tor der Wurstfabrik steht. Es stimmt übrigens gar nicht, dass die Arbeiter dort gefühllose Tiere wären, wie es jemand behauptet hat, wundern würde es einen nicht. Aber nein, sie haben Alpträume und die Augen der Schweine starren sie nachts an, und tagsüber schreien sie die Aufpasser an, und jeder Mensch hätte gern, dass es ihm besser geht als unter solch einer Niedertracht das kostbare Leben zu fristen. Und natürlich ist es beunruhigend, wenn 70 Millionen SektenanhägerInnen jedes Wort des Führers für bare Münze nehmen, und erschreckend ist vor allem, dass auf der anderen Seite nur ein paar tausend mehr sind. In Amerika ist das Bild der Spaltung klarer als unter Hitler, denn sie tragen alle rote Mützen, und bei ihnen sind Gerechtigkeit und Vernunft bereits baden, und dann leider untergegangen. Beim großen Gipfeltreffen vermisste man den Sektenführer gar nicht, sondern man war froh, als er endlich wieder golfen ging. Müder verfolgten die narzisstischen Kumpane das öder werdende Spiel der Herrschaftsmarionette. Immer wieder versteht man, dass es um das Leiden geht, um den Schmerz, den eigene Fehler und Schwächen verursachen können, um den Widerstand gegen jede Form des Benutztwerdens und des Benutzens, sei es auch noch so profitabel, auf anderen Schultern zum vermeintlichen Licht zu gelangen. Und es dauert lange, bis man weiß, wie gefährlich Dummheit sein kann und ist, das bereitwillige sich selbst was Vorgaukeln, bis es geglaubt wird und als normal erscheint, wenn im eigenen Stamm haltlose Urteile gefällt werden. Mehr Hutu und Tutsi. In der Denkstruktur der Hälfte des amerikanischen Volkes hat man ein Wartezimmer eingerichtet, in dem man nicht auf den Präsidenten wartet, sondern man lässt ihn da sein, bis weitere Öffnungen auftauchen, auch wenn es nur schrittweise vor sich geht. Es schmelzen die Pole, aber noch hat das Wasser sich nicht die gefährdeten Länder geholt. Vielleicht hat die Gerechtigkeit der Vernunft einen Strohhalm gereicht, oder umgekehrt.

 


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