unterbrechen

Ich habe die Debatte zwischen Joe Biden und Donald Trump auch mit Spannung erwartet. In Amerika sprachen sie von rund 20 Millionen ZuschauerInnen, die immer die Debatten sehen, aber vor allem d i e s e Debatte wollten nun wirklich die meisten sehen, denn viel hängt davon ab, ob die Groteske weitergeht, oder ob es einfach nur, wenn auch rechtschaffener, aber dennoch mühselig und beladen für Joe Biden weitergehen wird. Wer will Verantwortung übernehmen für ein derart zerrüttetes Konstrukt!? Obamas ebenfalls oft angenagter Ruf schoss ja wie von selbst in die Höhe und wird vermutlich erst jetzt als eine Regierungszeit gesehen, wo man sich auf einigermaßen glaubwürdige Persönlichkeiten verlassen konnte, auch wenn deren Fehler unerlässlich sind. Aber da war auch Michelle Obama immer im Hintergrund und die menschliche Atmosphäre, die sie so schön zu erschaffen weiß. Interessanterweise kann letztendlich d o c h jede/r sehen, wenn etwas aus glaubwürdiger Quelle kommt. Es ist ein Klang, der unter bestimmten Bedingungen zum Tönen kommt, zu Melodien, zu Gleichklang, zu Verbundenheit. Nun konnte man von den Ausschnitten aus der Debatte einiges lernen, und offensichtlich wurde es wild diskutiert als das niederste Level, das jemals in dieser politisch wichtigen Debatte erlebt wurde. Man wurde geradezu gezwungen, innerlich inne zu halten und den Schrei zu unterdrücken: Lass ihn doch ausreden! Man beurteilte, soweit ich das bis jetzt nachvollziehen  kann, Joe Biden eher milde, denn er spielt ja die Rolle der ausgleichenden Ruhe. Aber was macht man, wenn man konsequent attackiert wird, und nicht nur das, sondern einer der Debattierenden den Feindespfeil auf das Blutvergießen ausgerichtet hat? Warum es so weit gehen konnte, hat sicherlich mit dem Finanzskandal zu tun, der sich kurz vor der Debatte ausbreitete. Und die tragische Komödie nimmt insofern ihren unvermeidlichen Lauf, da nun alle wissen, dass hier im Präsidenten kein Siegesbewusster (mehr) zu sehen ist, sondern einer, der sich schon auf dem Weg in den Abgrund befindet. Und man weiß auch, dass er nicht gehen kann, ohne eine Menge von hochkarätigen A….kriechern mit sich zu nehmen. Wird der blutreine Narzisst auf einem der vielen Throne  im falschen Moment an der Nase gekitzelt, muss man mit Mord und Totschlag rechnen, und man kann froh sein, dass der Weg zum Roten Knopf an einige Bedingungen geknüpft ist. Aber auch ihn, diesen Typus, gab es schon immer, und schwere Opfer hat es gekostet in der Verlässlichkeit des geistigen Zustandes, wenn man sich an die eigene Narrenkappe greifen muss anstatt zu tun, als wäre man selbst gar nicht beteiligt gewesen. Ich fand die Debatte auch lehrreich für mich. Fast schmerzhaft zu beobachten, wie unangenehm dieses ewige Unterbrechen voneinander doch ist, kennt man es doch so gut von sich selbst. Aber da, wo man es schlicht und einfach als unerträglich erlebt, da kann man sich auch auf erhöhte Achtsamkeiten in der eigenen Sprachführung konzentrieren, damit man einschätzen kann, was man (zuweilen) anrichtet. Gut, ich finde lebendige Debatten auch ganz anregend und achte nicht immer so sehr auf die Bedingungen, die in Kommunikationskursen erklärt werden. Aber Zuhören ist schon auch eine Kunst, die man nicht einfach beiseite lassen kann. Man weiß ja jetzt über sich selbst, dass immer noch genug Raum da ist zum Nachdenken und zum Verbessern, wenn man das bei sich für angebracht hält.

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