Man

Gestern wurde ich angeregt, (mal wieder) über das Wort ‚man‘ nachzudenken, das verständlicherweise abgelehnt werden kann, da es über eine anonyme Menge von Menschen aussagt, von denen man nicht wirklich etwas weiß. Individuen können dadurch vereinnahmt werden, Moralapostel damit herumhantieren, Gauner sich bestens verständigen. Man versteht sich. Irgendwann habe ich mich bewusst für das ‚Man‘ entschieden, nicht immer, nicht nur, aber doch mit einem gewissen Maß an Zustimmung. Aus ‚Es‘ sollte ja schon mal  ‚Ich‘ werden, und die bewusste Nutzung des ‚Ichs‘ in einer neuen Befindlichkeit wird drei weiteren Denkern zugeschrieben. Man kann sich natürlich fragen, was da vorher war, und natürlich auch, was jetzt ist mit dem Ich. Oder nach dem Ich. ‚Man‘ kommt auf keinen Fall hinterher, dafür taugt es nicht, da man ja nicht weiß, was kommt. Das muss sich schon durch die Individuen zeigen. Und was meine ich denn selbst mit dem Begriff, das muss ich ja vor allem verstehen. Einmal war ich froh zu erfahren, dass ‚man‘ ein Hindi Wort für ‚Geist ist, das verschaffte dem Wort zumindest ein offenes Tor oder eine Landebahn. Im Englischen wird es schon komplizierter. ‚Mankind‘ heißt ‚Menschheit‘. ‚Man‘ ist also gleichzeitig Mensch und Mann und deutet auf eine unsterbliche Groteske hin, die man am liebsten vergessen würde, aber nicht kann. Dann gibt es natürlich eine Menge Dinge, die uns tatsächlich alle betreffen. Das heißt ja nicht, dass das Individuum im Gemeinsamen untergeht, sondern es heißt u.a., dass es gerade günstig ist, ein Individuum zu sein, wenn es darum geht, sich an den Belangen des menschlichen Schicksals in irgendeiner Weise zu beteiligen und tut, was man kann. Auch das ‚Wir‘ wäre im Sprachgebrauch nicht hilfreicher, denn die Frage ‚Wer wir? wäre noch deutlicher. Ich beziehe mich auch auf ein Wir und ein Man. Es ist einerseits eine Gruppe von Menschen, die ich nicht unbedingt kennen muss, aber einfach davon ausgehe, dass ein gewisses Bewusstsein, das das jeweilige Geschehen einer Zeit prägt, immer verfügbar ist für die Anwesenden. Ich meine das geistige Gut, für das man sich jeweils entscheidet. Es ist auch jenseits von Gender und Umständen, dass ein Mensch sich für eine ihm oder ihr logisch vorkommende Reiseroute entscheidet. So ergeht es mir in gewisser Weise mit dem Wort Mensch/Geist/Man, dass es m.E. eher frei lässt zu dem hin, wodurch jede/r sich angesprochen fühlt. Ich kann ja, jenseits der Wahrnehmung von jedermanns Einzigartigkeit, nur davon ausgehen, dass es andere Menschen gibt da draußen in der Welt, mit denen man wunderbare Begegnungen haben kann, weil ein Klang sich hörbar macht, der in die Verbindung führt. Es ist eine Art Zumutung, hinter der ich voll stehe. Ich mute mir das eigene Ich ja auch zu und weiß, was das bedeutet. Die Wege sind immer sehr unterschiedlich gewesen, aber ein paar grundlegende Sätze haben es mühelos durch die Menschheitsgeschichte geschafft. Sie sprechen von dem Abenteuer und der Bürde des Menschseins, verraten einem aber auch, dass es doch etwas gibt hinter dem Schleier, das sich zu erforschen lohnt, und es gibt auf diesem Weg nicht so viele, die andere beneiden, denn die Frage nach sich hat sich von selbst geklärt. Das gilt einfach für alle Akteure des Spiels, dass man mit dem, der oder die man ist, leben muss oder kann. In diesem Sinn ist das ‚Man‘ auch eine Zwickmühle. Man spielt mit einem Einsatz und muss diesen einschätzen lernen.

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