zurückkommen

Diesen Stein habe ich wieder entdeckt bei mir in einem der vertrauten Aufnahmebehälter, in dem die Dinge oft lange vor sich hinschlummern. Das war in Kathmandu, als ich den Stein kaufte und beim königlichen Juwelier die Fassung habe machen lassen. Ich lebte dort einige Jahre, und die königliche Familie war noch nicht ermordet worden. Dann  war es mir gegeben, viele Dinge zurückzulassen, weil es sich so ergab im Fluss der eigenen Wanderungen. Eine Facette des Lebens kann ja durchaus als ein Märchen erfahren werden, oder man sieht später etwas Märchenhaftes darin und fragt sich, wer man wohl war, als man in vom Monsoon konstruierten Meisterwerken die Geschichte des Volkes vorbeiziehen sah. Woher kommen die Bilder, die in einem wohnen? Und als ich unterwegs, es war in der Nähe von Benares, zum ersten Mal den Namen des Dorfes hörte, in dem ich später einheimisch wurde, da habe ich auf der inneren Leinwand genau d a s gesehen: einen geschliffenen Stein in der Wüste. Es ist ja ganz klar, dass ich mich nur erkennen kann, indem ich mich erlebe, und immer wieder auch mir selbst begegne, denn es stimmt, dass so, wie man in den Wald hineinruft, es heraustönt. Oder ins All hinein. Und Dinge kommen auch zurück. Man geht seines oder ihres Weges und lässt dies und jenes zurück, und eines schönen Tages kommt etwas davon wieder auf einen zu. Ein Archiv, das irgendwo entstanden ist, von dem man nichts wusste. Dieser Stein oben kam auch zu mir zurück. Ich hatte schon lange nicht mehr daran gedacht, als er mir eines Tages überraschenderweise überreicht wurde. Jemand, der den Diebstahl bereut hatte, hatte darum gebeten, ihn mir wieder zu bringen. Seither lag es im Kästchen, das Ding, bis auf einmal meine Hand danach griff und es sah. Deswegen hat es heute in meinem Blog einen Auftritt. Um 15:30, höre ich, beginnt der Herbst, und langsam werden die Tage kürzer und die Nächte länger, da schlage ich doch innerlich auch einen Zen-Gong und begrüße die Tages-und Nachtgleiche. Das ist genau der gleiche Vorgang, der in manchen muslimischen Ländern angewandt wurde, um den Ruf des Muezzins zu bestimmen: ein weißer und ein schwarzer Faden werden gegen das Licht gehalten. Wenn man sie nicht mehr unterscheiden kann, dann fängt die Dämmerung an und der Rufgesang des Muezzins. Ein Nu, in dem das geschieht, aber es geschieht, nur, dass es hier im Ritual Erkenntnis und Resultat davon zeigt. Der Nu in vergehenden Jahren. Und tatsächlich! Der Ort, an dem ich dann ankam, war ein Diamant in der Wüste, eine zeitlose Seinsoase. Ich gab all meine Pläne auf und blieb einfach und lebte dort viele Jahre, lernte ihre Sprache und ihre Art zu sein. Dort bewegt sich das Leben um einen kreisförmigen See herum, an dem der Schöpfer der Welt seine Ordnungen niederlegte und befestigte. Keiner weiß, ob das jemals zu ändern ist und ob das nur eine weitere Quelle darstellt, aus deren Leib die Geschichten herausgeboren werden, ausgestattet mit der jeweils zur Verfügung stehenden Lebensfähigkeit.

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